Artenschutzabkommen für die ganze Welt

Vom 5.12. bis zum 19.12. haben Vertreter von fast 200 Staaten hart gerungen, um endlich eine gemeinsame Linie zu finden. Denn geschätzt 100 Millionen Lebewesen sind vom Aussterben bedroht, weil der Mensch auf vielfältige Weise in die Ökosysteme eingreift. Und so ist auch die Vielfalt der Ökosysteme  zu 90% bedroht. Häufig ist zu hören: Das Überleben der Menschheit ist gefährdet. Deshalb haben die Experten mit Sorge darauf geschaut, ob es wenigstens dieses Mal gelingt, einen Einstieg in ein globales Artenschutzabkommen zu finden.

Seit Monaten hat die Welt auf verschiedenen Konferenzen vergeblich um einen Kompromiss zur Rettung der Biodiversität gestritten. Einig sind sich die Vertreter*innen von Beginn an über die Notwendigkeit, endlich zu handeln. Das Artensterben geschieht mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Einig sind sie sich auch, dass Klimawandel und Artensterben nicht voneinander zu trennen sind. Das Ergebnis des Treffens in Montreal, Kanada soll ein Signal wie das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Weltklimakonferenz in die Welt senden.

Das Ergebnis des Weltnaturschutzgipfels lautet 30×30

Jeder soll sich das Ergebnis merken können. Das verabschiedete Ziel heißt: Bis 2030 sollen weltweit 30% zu Lande und zu Wasser unter Schutz gestellt werden. Der Schwund von Pflanzen, Tieren, Pilzen und die Zerstörung von Auen, Wäldern, Mooren und Meeren soll aufgehalten werden. Dafür hat sich die chinesische Delegation erfolgreich stark gemacht.

Allerdings geht die Einigung nicht so weit, das Ziel genauer zu konkretisieren. Es bleibt offen, wo die Schutzgebiete entstehen werden. Zwar stimmen viele Teilnehmer*innen darin überein, dass indigene Völker bisher am Besten mit der Natur und ihrem Schutz umgehen können. Aber ob es nicht genauso wichtig ist, auch Gebiete zu schützen, die heute bereits stark durch menschliche Nutzung geschädigt sind, blieb offen. Mit anderen Worten: Konkrete Vereinbarungen zur Umsetzung und dann auch zur Kontrolle fehlen.

Verpflichtung, Geld in die Rettung der Artenvielfalt zu investieren

Immerhin haben sich die Regierungsvertreter*innen, darunter viele Minister*innen darauf verständigt, Investitionen in den Artenschutz zu tätigen. In der Abschlusserklärung versprechen die Staaten außerdem, sich zu bemühen, 30 Prozent aller beschädigten Ökosysteme bis 2030 wiederherzustellen, bzw. zu renaturieren.  Sie haben sich sogar darauf verständigt, dass reichere Staaten den ärmeren bis 2025 jährlich 20 Milliarden zahlen werden, bzw. 30 Milliarden ab 2030.

Und außerdem sollen die Risiken durch die Anwendung von Pestiziden und Düngemitteln für die Natur bis 2030 halbiert werden. Die Hoffnung ist, das durch den Abbau umweltschädlicher Subventionen erreichen zu können.

Ein wichtiger Anfang, aber nicht genug Konkretes

Der Jubel der Delegierten war am Ende groß. Wie in Paris, so ist den Staaten in Montreal eine griffige Formel gelungen und eine wichtige Zielsetzung, die bisher gefehlt hat. Aber: «Probleme sind, dass nicht festgelegt wurde, wie konkret ein effektiver Schutz der Gebiete aussieht und was das konkrete Ziel der Renaturierung ist. Viele Formulierungen sind schwammig, viele der Indikatoren qualitativ und damit nicht messbar. Ein Nicht-Erreichen der Ziele ist nicht mit Sanktionen belegt.“ Das ist das Resümee von Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt. (NZZ, s.o.) Wie nach jeder Konferenz bleibt viel zu tun. Trotz der enormen Vorarbeiten fängt die wirkliche Arbeit der Umsetzung jetzt erst an.