Schon bei unseren Mitgliedsstaaten nachzulesen

Im Herbst 2020 ist  in Irland ein Untersuchungsbericht zu dem obigen Thema erschien.  Denn im letzten Jahrhundert ist es zu ungeheuerlich vielen Sterbefällen von Kindern  in meist katholischen Mutter-Kind-Heimen gekommen. In unserem Blog über Irland ist das bereits detailliert zu lesen (hier).

Nun erscheint eine neue Veröffentlichung

Der irische Korrespondent der Tageszeitung Irish Times in Berlin, Derek Scally, hat jetzt das Buch geschrieben “ The Best Catholics in the World „. Darin befasst auch er sich mit der dunklen Vergangenheit der katholischen Kirche in seinem Land. Er erforscht ihre enge Verwobenheit mit dem Staat und befasst sich mit dem langen gesellschaftlichen Schweigen über die Opfer, (so „Die Zeit„, Nr. 4, Irlands Schande). Den Autor beschäftigt die Frage, warum die Kirche so viel Macht über die gesamte Gesellschaft in Irland bekommen konnte.

In unserem Irlandblog können Sie nachlesen, wie absolut traumatisch die irische Geschichte in den letzten Jahrhunderten verlaufen ist. Furchtbare Hungersnöte, aber auch permanente Unterdrückung und Brutalitäten haben die Iren durch ihre unmittelbaren Nachbarn, die Engländer erfahren.(vgl. hier) Nachdem die Iren sich vor knapp 100 Jahren von der englischen Vorherrschaft wenigstens in ihrem südlichen Teil endlich freigekämpft hatten, ist aber ein Macht-Vakuum entstanden.

Die gesellschaftliche Rolle der katholischen Kirche

Flugs übernahm da die katholische Kirche  „die Trägerschaft für fast alle Schulen, Krankenhäuser und andere Sozialeinrichtungen. Sie half, die Interessen der Nation christlich zu veredeln und eine Identität als heiliges Opfervolk zu pflegen. Im Gegenzug bekam sie sittsame Gefolgschaft. Nach 25 Jahren der Aufdeckung unfassbaren Leids bleiben mittlerweile zwei Drittel der Iren der Kirche fern.“ (ebd., Verlag ).

Beendigung des Schweigens notwendig

Der Autor plädiert nun für eine umfassende Aufarbeitung, ähnlich der, die er in Deutschland beobachtet hat. Auch wenn das sehr mühsam und schmerzhaft sei,  so sei es doch notwendig. Denn „diese Priester, Nonnen, Polizisten und Sozialarbeiterinnen, die Schreckliches taten oder zuließen, sie waren und sind aber unsere Geschwister, Kinder und Eltern.“ Und der  Autor kann berichten: genügend Menschen wussten um diese Ereignisse. Das Schweigen über die unehelich Schwangeren war allgegenwärtiger Teil des gesellschaftlichen Lebens. Die irische Gesellschaft ließ den Ausgegrenzten kaum eine andere Wahl. Sie mussten für viele Monate in diesen Mutter-Kind-Heimen buchstäblich von der Bildfläche verschwinden. Sehr viel später tauchten sie dann ohne Kind wieder auf.  Diese gesellschaftlichen Zusammenhänge  wurden bisher viel zu wenig thematisiert. Deshalb hat der Autor sich selbst aufgemacht, um das Wechselspiel zwischen Kirche und Gesellschaft aber auch mit dem  Staat  zu erforschen. Er war als Kind Ministrant.

Aber: der Murphy-Bericht von 2009

Die Irische Regierung hat sich – im Gegensatz zu der Praxis z.B. in Deutschland früh dagegen gewandt, dass die Kirche die Sexualverbrechen aus ihren Reihen selbst aufklärt. Besonders im Erzbistum Dublin – so der Bericht – hatten vier Bischöfe sexuelle Gewalt gegen Kinder vertuscht. Zusammen mit dem weiteren Ryan-Report wurden mehrere Rücktritte von Bischöfen erwirkt. Der folgende Coyne-Report attackierte direkt den Vatikan. Und der Premier wandte sich schließlich in einer bewegenden Rede im Parlament an Papst Benedikt persönlich. (Die Zeit, Nr. 3, 2022, S. 58, Mutig: Irland)