Kroatien liegt auf der Balkan-Halbinsel, südlich von Slowenien. Im Osten grenzt es vor allem an Serbien und im Nordosten an Ungarn. Außer dem Hauptgebiet hat Kroatien noch eine sehr langgezogene Küste an der Adria,  die ist bekannt als Dalmatien und hat auch noch mehr als 1000 Inseln, die aber oft unbewohnt sind. Das südlichste Gebiet ist dasjenige um Dubrovnik. Dies ist allerdings nur eine kroatische Exklave. Sie grenzt in einem kurzen Abschnitt ganz im Süden an Montenegro. Bosnien-Herzegowina, das zwar südlich des Hauptgebietes von Kroatien aber östlich hinter dem kroatischen Küstenstreifen liegt, unterbricht diesen kroatischen Küstenstreifen mit einem kleinen eigenen Zugang zur Adria. Die Hauptstadt von Kroatien ist Zagreb. In Kroatien leben nur 4 Millionen Einwohner, d.h. so viele wie in Rheinland-Pfalz. Pro Quadratkilometer zählt Kroatien 74 Personen. Die Kroaten sind zu 86% katholisch und nur zu 4,4% serbisch-orthodox.

1991 hatte Kroatien sich von Jugoslawien abgespalten und für unabhängig erklärt. Es folgten aber für vier Jahre kriegerische Auseinandersetzungen mit Serbien.

Ein weiter Weg bis zur Demokratie

1997 hat das unabhängige Europäische Medieninstitut (EIM) im Auftrag der EU Kommission in dem Phare Programm die Medien bei den Präsidentschaftswahlen in Kroatien im Juni des Jahres beobachtet und die mediale Berichterstattung kritisch bewertet. Der Generaldirektor des EIM, Prof. Dr. Bernd-Peter Lange, schreibt in seinem Vorwort des Abschluss-Berichts: „Croatia today is no longer a communist country. And relatively speaking, she is free. But the need for concern – and vigilance – from both democratically-minded people in Croatia and international bodies outside of it, remain high – and not only because her current leader sees General Franco as an admired model to emulate. As media activities (and the lack of them) in these presidential elections show, Croatia is still far from democracy“. Zusammengefasst im letzten Satz: Kroatien ist noch immer weit entfernt davon, eine Demokratie zu sein.

Beurteilung von 2000

Im Bericht des gleichen Instituts aus dem Jahr 2000 – Assessment of the Croatian State Broadcaster HTV – wird der staatlich gesteuerte Rundfunkveranstalter an den Standards des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Westeuropa gemessen. Die Untersuchungen stellen einen Mangel an politischer Unabhängigkeit fest, sowie auch den Mangel an rechtlichen Garantien für seine Selbständigkeit und den Mangel an Selbstverwaltung.  Damit wird über den 1. Bericht hinaus deutlich, wie weit der Weg eines ehemals kommunistischen Landes  bis zu einer unproblematischen Mitgliedschaft in der EU ist. Denn für die EU sind Demokratie, freie Medien und Rechtsstaatlichkeit konstitutiv.

Kroatien ist 2013 als bisher letztes Land der EU beigetreten. Es ist nach Slowenien das 2. Land aus dem früheren kommunistischen Jugoslawien, das sich damit für die europäische Zukunft entschieden hat. Aber bereits 2009 wurde Kroatien NATO-Mitglied, also lange bevor es der EU beitrat. Kroatien ist heute eine parlamentarische Republik.

 

1. Geschichte

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2014, Amphitheater in Pula, das an der Spitze der Kroatien vorgelagerten Halbinsel Istrien liegt, Berthold Werner, CC BY-Sa 3.0

Offenbar gibt es den Nachweis von Neandertalern, denn nördlich von Zagreb gibt es ein Neandertal-Museum mit Nachbildungen unserer Vorfahren – ein beliebtes Fotomotiv. Im Altertum gab es frühe griechische Siedlungen im Gebiet des heutigen Kroatiens. 34 vor Christi Geburt verleibte Octavian, der spätere Kaiser Augustus, das Gebiet nach langen 20 Jahren Krieg dem römischen Herrschaftsgebiet ein. In der Zeit von Kaiser Augustus wurde das heute noch erhaltene imposante Amphitheater in Pula, auf der Halbinsel Istrien erbaut.  Diese großen römischen Bauten dienten der Bildung des Volkes. Später wurde auch Dalmatien Provinz im römischen Reich.

Christianisierung

Im 7. bis 9. Jahrhundert begann die Christianisierung im Einflussbereich des oströmischen bzw. byzantinischen Reiches. Zum Ende des 13. Jahrhunderts wurde der Einfluss der westlichen römisch-katholischen Kirche stärker.

925 – 1102 bildete sich das Kroatische Königreich heraus. Dieses Königreich verteidigte sich erfolgreich gegen einfallende Ungarn.  Aber 1102 bis 1526 wurde Kroatien sodann in Personalunion mit dem Königreich Ungarn geführt. Diese Personalunion dauerte mit Ausnahme der Türkenkriege im 16., im 17. und im frühen 18. Jahrhundert bis 1918 an, dann teilweise auch unter Habsburger Regie.

Ständig Kämpfe gegen die Osmanen

Jahrhunderte lang gab es erbitterte Kämpfe gegen das Osmanische Reich. Zur Abwehr wurde  ein ganzes Gebiet von 50 000 Quadratkilometern und mit einer Länge von 1850 km als Militärgrenze gebildet. Es bestand aus Generalaten, also Gebieten, in denen Generäle das Sagen hatten. Es gab das Kroatische 1538-1878, sowie das Slawonische 1702-1878, wie auch das Banater 1742-1872 und das Siebenbürger Grenzgebiet 1764-1851. Hier wurden Orthodoxe Christen angesiedelt und diese „Grenzschützer“ erhielten Privilegien.

Nach den Napoleonischen Kriegen fiel Istrien an Österreich-Ungarn. Ebenso Dalmatien, das vorher unter der Herrschaft Venedigs gestanden hatte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es ein Aufbegehren gegen die zunehmende „Magyarisierungspolitik“ Ungarns –  allerdings erfolglos.

Vorherrschaft der Serben und Widerstand

1918 wurde das Vereinigte Königreich der Serben und der Kroaten und Slowenen gegründet. Doch die Serben übten eine brutale Vorherrschaft aus. Diese führte 1928 sogar zur Erschießung mehrerer kroatischer Politiker im jugoslawischen Parlament. Unter den Opfern war auch Stepan Radic, der Anführer der kroatischen Fraktion.  Serbiens König Alexander I. löste aufgrund des Aufbegehrens das Parlament auf und errichtete, gestützt auf das Militär, eine Königsdiktatur im Königreich Jugoslawien.

Ein Teil der kroatischen Elite floh daraufhin nach Ungarn und nach Italien, um von dort für einen großkroatischen Nationalstaat zu kämpfen. In Italien bildete sich in Reaktion auf die Unterdrückung mit Unterstützung von Mussolini die faschistische Ustascha-Bewegung. Ihr Widerstand war sechs Jahre später verantwortlich für das tödliche Attentat  auf eben den serbischen Königsdiktator Alexander I., 1934 in Marseille.

Zeit des 2. Weltkriegs und die Grausamkeit der Kroaten

Am 15. April 1941 im Rahmen des Balkanfeldzuges – also vor dem Russlandfeldzug – zog die deutsche Wehrmacht in Zagreb ein. Am 17. April ergab sich das Königreich Jugoslawien. Es wurde nunmehr zu einem deutschen Vasallenstaat. Nazi-Deutschland ordnete territoriale Veränderungen an. Große Teile von Bosnien-Herzegowina wurden Kroatien zugeschlagen, Dalmatien ging an Italien. Die daraufhin errichtete faschistische Diktatur der Ustascha unter Ante Pavelic´ verfolgte dann ihrerseits  Hunderttausende Serben sowie ebenso kroatische Antifaschisten.  Auch die kroatischen Juden (geschätzt 40.000) und Roma verfolgte die Ustascha systematisch und ermordete sie. Das Konzentrationslager Jasenovac wird als Ausschwitz des Balkans bezeichnet.  Und auch weitere Lager wurden errichtet.

Frühe Partisanen-Bewegung und Massaker

Aber schon im Sommer 1941 begann der dauerhafte und gut organisierte Aufstand der kroatischen Kommunisten gegen das Ustascha-Regime. Einer der Anführer war Josip Broz Tito. Diesen „Partisanen“ gelang es, große Teile des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen. 1945, als das nationalsozialistische deutsche Reich besiegt war, kam es allerdings erneut zu großen Massakern, besonders dem von Bleiburg in Kärnten. Dazu gehörten Massenhinrichtungen und Todesmärsche. Berechnet worden ist eine Zahl von insgesamt 50.000 bis 60.000 Opfern. Das war die Rache der Kommunisten an den faschistischen Unterdrückern und Feinden. Auch die mit Hilfe der katholischen Kirche und des Vatikans nach Südamerika geflohenen Ustaschas wurden dort verfolgt und umgebracht (Wikipedia).

Kroatien nun Teil Jugoslawiens

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Diego Delso, CC BY-Sa 3.0

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Kroatien eine von sechs Teilrepubliken des kommunistischen Jugoslawien unter der Führung Titos. Aber 1971 ließ Tito eine kroatische Protest- und Reformbewegung niederschlagen, (obwohl er selbst aus Kroatien, aus der Nähe von Zagreb stammte). Erneut dominierten die Serben, diesmal ganz Jugoslawien. 1980 starb Tito. Außenpolitisch hatte er sich „Block frei“ gehalten, war also auch auf Distanz zu den Kommunisten der Sowjetunion gegangen. Dennoch: die Spannungen innerhalb des „Vielvölkerstaates“ Jugoslawiens nahmen nach Titos Tod enorm zu – bis zum Zerfall des Vielvölkerstaates.

Die Zeit bis zum EU-Beitritt 2013

Der Kroate Franjo Tudjman, der mit Tito gegen das Ustascha-Regime gekämpft hatte, wurde nun zum Anführer der kroatischen Unabhängigkeit. Nachdem 1990 ein Mehrparteiensystem zugelassen worden war, gründete er die politische Partei „Kroatische Demokratische Gemeinschaft“ (HDZ). Bei den Wahlen im gleichen Jahr erreichte die HDZ 40% der Stimmen und 67,5% der Parlamentssitze. Tudjman wurde zum Staatspräsidenten gewählt. 1991 ergab ein Referendum eine überwältigende Mehrheit für die Unabhängigkeit. Unter Tudjmans Führung wurde die Ustascha umfassend rehabilitiert.

In einem erbitterten vierjährigen Krieg hatte die von Serben dominierte jugoslawische Volksarmee verbissen versucht, die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kroaten militärisch zu unterbinden. Sogar die UNESCO Welterbestadt Dubrovnik (s. Foto) wurde beschossen. Aber 1995 siegten schließlich die Kroaten. Beim Abzug der  serbischen Truppen zerstörten diese militärische Objekte in Kroatien  und verminten strategisch wichtige Zonen  (Wikipedia).

2. Grunddaten

Die Hälfte der Landfläche Kroatiens wird heute noch landwirtschaftlich genutzt.  Zuckerrüben und Kartoffeln, Mais und Weizen sind die wichtigsten Anbaupflanzen. Im Bereich der Viehhaltung dominieren Schaf-, sowie Rinder-  und Schweinezucht. Die Landwirtschaft trägt 2,8% zum BIP bei. Der Dienstleistungssektor übertrifft  die anderen Sektoren mit 59%.  Allein der Tourismus macht dabei allerdings 20% aus. Denn viele Europäer lieben es, dort an der Adria Urlaub zu machen. Die Industrie kommt auch auf 20% Anteil am BIP.

Die Wachstumsraten des BIP lagen 2013 bei -0,6%. Nach dem EU-Beitritt lagen sie 2015 bei 2,3%, 2016 bei 3,2% und 2017 bei 2,6%. Die Arbeitslosenrate lag 2007 bei 14,7% aber 2017 immer noch bei 12,2%. Das BIP pro Kopf kaufkraftbereinigt lag 2006 bei 18.556,- US $ pro Jahr. Aber schon nach fünf Jahren Mitgliedschaft in der EU lag es 2018 bei 26.256 $.  In etwas mehr als 10 Jahren hat es sich um mehr als 33% gesteigert, Kaufkraft bereinigt, also real! Diese Zahlen deuten darauf hin, dass Kroatien von der Zugehörigkeit zur EU enorm profitiert hat. 2018 hat Kroatien als Nettoempfängerland 660 Millionen Euro mehr von der EU bekommen als es selber an Mitgliedsbeiträgen gezahlt hat (statista).

Perspektiven

Im Juli 2020 wurde Kroatien mit seiner Währung Kuma die Möglichkeit eröffnet, schon in zwei Jahren dem Euro beizutreten. In diesen 2 Jahren im „Wartezimmer“ des Euro darf der Wechselkurs der Währung allerdings nicht mehr stark schwanken. Diese wichtige Perspektive zeigt einerseits das Vertrauen der EU-Institutionen in die Reformfortschritte Kroatiens. Sie zeigt andererseits aber auch die nach wie vor bestehende Attraktivität der gemeinsamen Währung Euro. Zum 1.1.2023 darf Kroatien im Unterschied zu Bulgarien als 20. Land den Euro übernehmen, knapp 10 Jahre nach dem Beitritt zur EU.  Weitere Balkanländer warten ungeduldig darauf, auch beitreten zu dürfen. Außerdem wurde Kroatien zum 1.1.2023 auch der Beitritt zum Schengenraum gewährt. So können die Europäer nun ohne Kontrollen einreisen und müssen auch kein Geld mehr wechseln.

2016 wurde von der kroatischen Regierung der Generaldirektor des – formal so genannten – öffentlich-rechtlichen Rundfunks HRT entlassen. Nach Aussage von „Reporter ohne Grenzen“ ersetzte man ihn durch einen regierungstreuen Direktor.

Wie hieß es am Anfang dieses Artikels: Der Weg zu unabhängigen Medien in einer Demokratie nach EU Standards ist weit ….

Der HDI lag 2017 bei 0,831.

Leben und Kultur

Kroatische Sprichwörter lauten: „Der Gutmütige und der Dumme sind Brüder“, außerdem „Beglichene Rechnung, lange Liebe“ und „Ein Mensch ist so viel wert, wie die Anzahl der Sprachen, die er spricht“.

Als kroatisches Nationalgericht gilt Cevapcici mit Zwiebelringen und gegrillter Fisch aus der Adria.