Portugal ist ein südeuropäisches Land im Westen der iberischen Halbinsel. Es grenzt im Osten an Spanien und ist ansonsten im Westen und im Süden vom Atlantik umspült. Die Hauptstadt ist Lissabon. 2019 hatte Portugal 10,3 Millionen Einwohner, das sind 115 im Schnitt auf dem Quadratkilometer. Portugal war lange Zeit sehr arm, deshalb wanderten viele aus, entweder nach Südamerika, dort nach Brasilien oder in die afrikanischen Kolonien. Später verdingten Portugiesen sich auch als „Gastarbeiter“ in anderen europäischen Ländern. Portugal trat bereits 1949 der Nato bei. Heute ist Portugal eine semipräsidentielle Demokratie. Seit 1986 ist es zusammen mit Spanien Mitglied der EU. 1995 wurde Portugal auch Mitglied des Schengen Raumes. Schon 1999 wurde der Euro eingeführt. 2007 besiegelten die europäischen Staats- und Regierungschefs in Portugal den Vertrag von Lissabon, praktisch die heutige Verfassung der EU. Denn Portugal hatte zu dieser Zeit den Vorsitz im Rat der Staats- und Regierungschefs inne.

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Tratado de Lisbo a 13.12.2007, original from prezydent.pl -GFDL 1.2, wiki. Bemerkenswert, wie wenige Damen noch 2007 zur Kommission sowie den Regierungschefs und Parlamentsvorsitzenden, sowie Mitarbeitern (über 60 Personen insgesamt) gehörten.

1. Geschichte

Aus einer Höhle in Zentralportugal unweit der Atlantikküste stammen die frühesten Hinweise auf die Besiedlung Westeuropas durch den homo sapiens, ca. 40 000 Jahre vor Christi Geburt. Dieser zeichnete sich durch den aufrechten Gang  aus und durch die Benutzung von Werkzeugen.

Ab ca. 800 vor unserer Zeitrechnung gründeten die Phönizier  Handelsniederlassungen an der Algarve. Sie handelten u.a. mit Zinn, wodurch sich  die Bronzezeit auszeichnete. Die Phönizier hatten u.a. Stadtstaaten in Syrien sowie in Beirut und Sidon, beide heute im Libanon und in Akko in Israel. Nach den Phöniziern folgte die Einwanderung durch Kelten, also von Norden aus. Ab 450 vor Christi Geburt wurde die südliche iberische Halbinsel von Karthago aus, einer Großstadt in Nordafrika nahe dem heutigen Tunis, besiedelt, also von Süden her.

Frühes Christentum

Nach dem Sieg Roms über Karthago -etwa 200 vor Chr. begann im Territorium des heutigen Portugal die Herrschaft Roms, zunächst als Hispania ulterior (das weiter entfernte Spanien). Unter Kaiser Augustus hieß die Provinz Lusitania. So kam das umgangssprachliche Latein ins Land und prägte die portugiesische Sprache. Nach der Übernahme des Christentums für das römische Reich durch Kaiser Konstantin, das war  320 nach Christi Geburt,  kam diese Religion auch nach Portugal. Als die römische Herrschaft ab 400 zu Ende ging, drangen im Rahmen der Völkerwanderung u.a. die Sueben, eine Stammesgruppe germanischer Völker, in das Gebiet des heutigen Portugal ein.

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Castelo de Guimaraes, romanische Festung zum Schutz vor Arabern und Normannen, Symbol der Unabhängigkeit von ca 1050, António Amen, CC BY-Sa 3.0

Ab 711 begann die maurische Herrschaft.  Ein Berberheer aus Nordafrika besiegte die Armee des Westgoten König Roderich. Im Jahre 858 begann die  Rückeroberung des Territoriums von Portugal. Die Herrschaft von 1071 ist das Jahr des Beginns des unabhängigen Königreichs Portugal.

Frühes Weltreich

Unter König Emanuel I. (1495-1521) avancierte Portugal zur führenden europäischen Handels- und Seemacht. Schon Heinrich der Seefahrer (1394-1460) hatte begonnen, das portugiesische Kolonialreich zu errichten. In Afrika waren das Angola und Mozambique, in Südamerika u.a. Brasilien und schließlich in Asien u.a. Portugiesisch Indien, Ceylon, Malaysia und Macau. Vasco da Gama (1469-1524) hatte den Seeweg nach Indien um das „Kap der Guten Hoffnung“ herum an der Südspitze Afrikas entdeckt.

Ferdinand Magellan (1480-1521) hat sich später aber aufgemacht, um die westliche Route zu den asiatischen Gewürzinseln zu finden. Der Grund: auf dem Landweg durch Arabien wurden zu viele Zölle verlangt. Er segelte mit 10 Schiffen gen Südamerika und hinein in jede Ausbuchtung des Landes. Doch wenn seine Leute dort auf Süßwasser stießen, war klar, dass dies nur eine Flussmündung und wieder nicht die Durchfahrt zum Pazifik war. Endlich ganz an der Südspitze Südamerikas fanden die Männer die Durchfahrt, die später Magellan Straße genannte Verbindung des Atlantik zum Pazifik. Magellan starb zwar bei einer kriegerischen Auseinandersetzung. Doch eins der 10 Schiffe kehrte nach Portugal zurück mit einem Wert an Südfrüchten und Gewürzen, der die Kosten der gesamten Expedition übertraf.

Stefan Zweig hat dieses Abenteuer phantastisch als Roman beschrieben. Durch den Handel mit Süd-Ost-Asien wurde Portugal eine der reichsten Nationen Europas.

Immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen

Aber 1580 fiel Portugal vorübergehend an die spanischen Habsburger und ging in der iberischen Union auf. Damit verlor Portugal nicht nur seine Unabhängigkeit sondern auch Teile seines Kolonialreiches. Aber 1640 erreichte eine Adelsrevolte gegen Spanien noch ein Mal die Unabhängigkeit. 1755 zerstörte jedoch ein verheerendes Erdbeben große Teile Lissabons. Ganz kurz darauf, 1761 kam es zu einem vereinten Angriff Spaniens und Frankreichs auf Portugal. Doch die zusammengeschlossenen portugiesischen und britischen Truppen unter dem Oberbefehl von Wilhelm Graf zu Schaumburg-Lippe konnten diesen Angriff abwenden und so die Unabhängigkeit Portugals sichern.

1807 besetzten napoleonische Truppen das Land. Die königliche Familie und viele Adelige flohen unter dem Schutz britischer Kriegsschiffe nach Brasilien.

Nachdem die Franzosen mit Hilfe der Briten vertrieben worden waren, gab sich Portugal 1821 eine Verfassung, die Portugal als konstitutionelle Monarchie auswies. Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten durch die napoleonische Besatzung musste Portugal bereits 1822 Brasilien in  die Unabhängigkeit entlassen.

Niedergang

In der Endphase der portugiesischen Monarchie bis 1910 herrschte große Armut im Land. Die Bevölkerung hatte eine geringe Bildung – ganze 80% waren Analphabeten. 1891 gab es einen sogar Staatsbankrott  und außerdem republikanische Aufstände bei gleichzeitig luxuriösem Lebenswandel der Herrscherfamilie. Die Rate der Analphabeten an der Bevölkerung beträgt heute 5% mit sinkender Tendenz – zum Vergleich in Deutschland 1%. 1908 wurde König Karl I. bei einer Kutschfahrt erschossen. 1910 wurde die Monarchie abgeschafft und die Republik ausgerufen.

Im 1. Weltkrieg unterstützte Portugal Großbritannien in der Hoffnung, seine afrikanischen Kolonien, Angola und Mozambique zu schützen. 1916 trat Portugal offiziell auf Seiten der Entente in den Krieg ein und mobilisierte zeitweise 56 500 Soldaten. Die erste Republik war bis 1926 durch politische Instabilität gekennzeichnet: es gab monarchistische und kommunistische Aufstände und eine schwache Regierung.

Faschismus

1926 gab es einen Militärputsch, durch den der Aufstieg von Antonio de Oliveira Salazar zur höchsten diktatorischen Macht begann. Dieses faschistische Regime ließ nur eine Einheitspartei zu. Außerdem errichtete es eine allmächtige Geheimpolizei und zensierte auch die Medien. Ziel war ein Ständestaat nach katholisch-autoritärer Ideologie. Salazar sympathisierte mit General Franco im spanischen Bürgerkrieg, aber hielt Portugal im 2. Weltkrieg neutral. Er erlaubte schließlich 1943 den Alliierten die Errichtung von Militärbasen auf den Azoren. Ab 1960 führte Portugal erbitterte Kriege gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kolonien besonders in Afrika. Aber in diesen Jahren konnten 16 afrikanische Länder ihre Unabhängigkeit erlangen.

1968 trat Salazar aus Gesundheitsgründen zurück. 1970 starb er.

Nelkenrevolution

1974 putschten Offiziere, die erkannt hatten, dass die Kolonialkriege nicht zu gewinnen waren. Durch die Wirtschaftskrise, ausgelöst durch die erste Ölkrise von 1973 sympathisierten große Teile der portugiesischen Bevölkerung mit den putschenden Offizieren. Sie steckten den Soldaten Nelken in die Gewehrläufe, deshalb die Rede von der Nelkenrevolution. 1974/75 wurden die Kolonien außer Macau in die Unabhängigkeit entlassen. Macau folgte 1997.  1976  verabschiedete Portugal eine neue republikanische Verfassung.

Die portugiesische Geschichte ist eine typische Geschichte für das Auf- und Ab: Auf bis zu einer führenden und reichen Weltmacht mit vielen, vielen Kolonien. Ab bis zu bitterer Armut und Chaos und faschistischer Diktatur.  Und wieder Auf als Demokratie in der Europäischen Gemeinschaft bereits 12 Jahre nach dem Putsch und nur 10 Jahre, nachdem es sich in eine Demokratie verwandelt hatte!

2. Grunddaten

Krkeiche in der Algarve, Portugal, Hannes Grobe, wiki.jpg

Alte Korkeiche in der Algarve, Hannes Grube, wiki

Die Wirtschaftsstruktur Portugals ist in einem schnellen Wandel begriffen: Die Landwirtschaft trägt nur noch 2% zum BIP bei, in ihr sind aber noch ca. 10% der Bevölkerung beschäftigt. Es werden Weizen und Mais sowie Wein angebaut. Der Export von Kork als Verschluss von Flaschen ist rückläufig, da die Winzer in der EU zunehmend auf Schraubverschlüsse umstellen. Kork wird aber noch für Baustoffe verwandt, wie z.B. für Fußböden und als wärmeisolierendes Material.

Der Fischfang steht ebenfalls vor großen Herausforderungen, da die Bestände besonders der in Portugal so beliebten Sardinen dramatisch zurückgehen. Zur Industrie gehört  auch die Papierherstellung. Dafür werden schnell wachsende Eukalyptus Bäume angebaut. Diese laugen jedoch die Böden aus und außerdem  brennen sie leicht. Zum Export der Industrie gehören Bekleidung und Schuhe, Maschinen und Chemieprodukte sowie Zellstoff und Papier. Zum Dienstleistungssektor, der inzwischen 66% zum BIP beiträgt, gehört insbesondere der Tourismus. 2017 verzeichnete Portugal 12,8 Millionen ausländische Gäste. Auf Grund der Corona Pandemie leidet dieser Sektor  aber besonders.

Soziale Situation

Bis zur Finanzkrise ab 2007/8 lag das Wirtschaftswachstum Portugals meist höher als das der EU im Durchschnitt. Nach harten staatlichen Sparmaßnahmen konnte die Rezession überwunden werden. Lag die Arbeitslosigkeit 2013 noch bei 17,7%, so war sie 2017 auf 9,8% gesunken und lag 2018 bei 6,7%. Aber: die Jugendarbeitslosigkeit ist nach wie vor hoch.

Das kaufkraftbereinigte BIP pro Kopf hat sich in Portugal sehr gut entwickelt. Lag es 1980 bei 6.005,- US Dollar, so war es 10 Jahre später bereits doppelt so hoch und lag bei 12.783,-. Weitere 20 Jahre später hatte es sich wieder verdoppelt und lag 2010 bei 26.496,-. Für das Jahr 2019 war ein Betrag von 36.246,- US-Dollar erreicht. Diese Zahlen belegen eine kontinuierliche Steigerung des durchschnittlichen Lebensstandards, was auch durch die Zugehörigkeit zur Europäischen Gemeinschaft erreicht wurde. Zum Vergleich: 2019 lag das jährliche BIP pro Kopf kaufkraftbereinigt in Spanien bei 43.154,- und in Polen bei 34.484,- US Dollar. Nach dem EU Beitritt von 10 osteuropäischen Ländern befindet sich die Arbeitsbevölkerung Portugals in einem verstärkten Wettbewerb auf dem Binnenmarkt.

Vorteile durch EU-Mitgliedschaft

Portugal gewinnt mehr als ein Viertel seines Strombedarfs aus Windenergie, besonders aus off-shore-Parks. Auch mit Hilfe von EU-Geldern wurde das Glasfasernetz für schnelles Internet zügig ausgebaut. 2012 waren bereits 10,3% der Haushalte versorgt, während der Anteil in Deutschland zu dieser Zeit lediglich bei 1% lag.

80% des Außenhandels wird mit EU-Partnern abgewickelt, wobei es ein großes Außenhandelsdefizit gibt. Die Einnahmen aus dem Tourismus und die Rücküberweisungen von Portugiesen, die im Ausland arbeiten, verkleinern das Zahlungsbilanzdefizit. Es ist nicht ganz so hoch wie das Handelsbilanzdefizit.

Die Staatsverschuldung lag 2017 bei 124,8%, mehr als doppelt so hoch, wie nach den Maastricht Kriterien erlaubt.

Der HDI lag 2017 bei 0,847.

Leben und Kultur

1998 erhielt José Saramago (1922-2010) den Nobelpreis für Literatur. Mit seinem historischen Roman „Das Memorial“ wurde er weit über Portugal hinaus bekannt. Mit seiner flammenden Kritik der katholischen Kirche sowie des Königtums und der sozialen Zustände zu Beginn des 18. Jahrhunderts ist er durchaus auch als aktuelle Anklage zu verstehen.

Kulturell ist für Portugal Fado – abgeleitet vom lateinischen fatum gleich Schicksal – typisch: Es handelt sich um ein Musik- und Tanzgenre und eine Vortragsart mit dem Akzent auf der Darstellung des Weltschmerzes. Inhaltlich geht es um unglückliche Liebe, soziale Missstände und die Sehnsucht nach dem besseren Leben. Fado wurde 2011 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Kulinarisch gehören gegrillte Sardinen und Stockfisch zu den portugiesischen Nationalgerichten.