Slowenien ist ein kleiner Staat in Zentraleuropa, ein südöstlicher Alpenausläufer. Es ist die nördliche Provinz des früheren Jugoslawien und damit die erste Region auf dem Balkan. Es grenzt also im Norden an Österreich und im Osten an Ungarn, im Süden an Kroatien und im Westen an Italien. 2019 hatte Slowenien 2,1 Millionen Einwohner, das sind im Schnitt 102 pro Quadratkilometer. Das gebirgige Land hat nur einen äußerst schmalen Zugang zur Adria mit dem Hafen Koper. Die Hauptstadt ist Ljubljana. Slowenien ist seit dem 1. Mai 2004 Mitglied der EU und der Nato. Und als erster Staat der zehn 2004 beigetretenen Länder ist Slowenien seit 2007 Mitglied der Euro Zone .
1. Geschichte

Die fast 3000 Meter hohe Nordwand des Triglav mit dem Vratatal in den Jul. Alpen, Javier Sanchez Portero, CC BY-SA 2.0; Die drei Spitzen dieses höchsten Berges des Landes – von Osten gesehen – zieren auch das Wappen des Staates
Um ca. 2000 vor Christi Geburt gab es in der Nähe von Ljubljana Pfahlbausiedlungen in einem sumpfigen Gebiet. Vom 3. bis 1. Jahrhundert siedelten die Kelten auch in diesem Gebiet. Zur gleichen Zeit gründeten griechische Kaufleute Aegida – heute die Hafenstadt Koper. Die Kelten erlitten 225 vor Christ Geburt eine schwere Niederlage gegen die Römer.
Seit 9 vor Chr. wurden unter dem römischen Kaiser Augustus das frühere Königreich Noricum und die Gebiete Dalmatien und Pannonium als Provinzen in das römische Reich integriert. Die Römer förderten die Kupfer-und Eisenindustrie und bauten ein umfangreiches Straßennetz, das wichtige Verbindungen zwischen Italien und Mittel- und Osteuropa schuf. Sie nutzten auch die zahlreichen Thermal – Quellen des Landes. Im 3. Jahrhundert ließen die Römer in den Julischen Alpen Sperren gegen die Einfälle germanischer Stämme in Form von Mauern und Festungen errichten. Außerdem befestigten sie auch die Städte im „Hinterland“.
Aber Goten und Hunnen überwanden Ende des 4. Jahrhunderts diese Hindernisse und verwüsteten das Land. Ab 401 besetzte der Gotenkönig Alerich dieses Territorium dauerhaft als Basis für seine Angriffe auf das Gebiet des heutigen Italiens. So wurde hier im 5. Jahrhundert der Hunnenkönig Attila Alleinherrscher. Später wurde der Einfluss des byzantinischen Reiches von Konstantinopel aus bemerkbar. Insgesamt war dieser Landstrich immer ein Spielfeld für die nordeuropäischen und slawischen Stämme bei ihren Versuchen, nach Italien vorzudringen.
Katholizismus
Seit 788 war das Gebiet des heutigen Sloweniens Teil des Frankenreichs nach Eroberung des Fürstentums Karantaniens. Unter Kaiser Karl dem Großen wurde das Land von den Bistümern Friaul und Salzburg für die katholische Kirche missioniert. Bereits 863 übersetzten die Slawen-Apostel Kyrill und Method von Saloniki die Bibel ins Slawische! Die Beiden machten sie so den einfachen Menschen, so sie denn lesen konnten, zugänglich – also mehr als 650 Jahre vor Martin Luthers Übersetzung!
Der Einfall der Ungarn
Bereits Ende des 9. Jahrhunderts zerbrach das karolingische Reich. Es kam daraufhin zur Gründung eines unabhängigen Plattensee-Fürstentums, das auch Ostslowenien umfasste. „Mitte des 10. Jahrhunderts begannen die aus den Steppen Asiens eingewanderten Ungarn mit ihren Plünderungszügen. ….Erst der Sieg des deutschen Königs und späteren Kaisers Ottos I. in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg im Jahre 955 beseitigte diese Gefahr. Die Ungarn etablierten sich nun in der Pannonischen- Tiefebene und trennten somit die Siedlungsgebiete der Südslawen von denen der West- und Ostslawen“ (Wikipedia zur Geschichte Sloweniens). Danach gab es verschiedene Herzogtümer, bis dann die Herrschaft der Habsburger auch mit der Ansiedlung deutsch sprechender Gruppen begann.
Osmanen und Habsburger
1473 begannen Bauernaufstände, die nahezu 100 Jahre immer wieder aufflammten. Durch feudale Unterdrückung und häufige Einfälle der Osmanen war das Land ausgeblutet und wandte sich der Reformation zu. Damit begann sich ein slowenisches Nationalbewusstsein auszubilden. Aber: „Mit militärischer Gewalt und der Inquisition wurde das Gebiet des heutigen Sloweniens rekatholisiert“ (ebd.)
In den folgenden 300 Jahren war dieses Land ein ruhiges Gebiet bzw. ein ruhig gestelltes Gebiet in der Habsburger Monarchie. Unter der Kaiserin Maria Theresia (1740-1780) erfolgte ein wirtschaftlicher Aufschwung. Ihr Sohn Joseph I. schaffte 1762 die Leibeigenschaft ab und räumte jedem das Recht auf freie Religionsausübung ein. 1797 erschien sogar die erste slowenische Zeitung.
Napoleon
1809 wurden Teile des Landes durch die Soldaten von Napoleon Bonaparte besetzt. Unter Napoleon wurde immerhin die Feudalherrschaft ganz beseitigt, sowie der Grundstein für die Industrialisierung des Landes gelegt. Nach Napoleons endgültiger Niederlage in Waterloo und dem folgenden restaurativen Wiener Kongress ging die geschichtliche Entwicklung in Slowenien erneut rückwärts: Als Königreich Illyrien wurde der vorherige Zustand wieder hergestellt und die Habsburger Herrschaft auch auf Dalmatien und Venetien ausgedehnt. Weinanbau, Bergbau und die Textilindustrie wurden weiter ausgebaut. Ab 1854 gab es durch die Alpen eine durchgehende Eisenbahnverbindung zwischen Wien über Laibach in Slowenien bis nach Triest an der Adria.
Die Revolutionen in Europa von 1848/49 inspirierten auch die Intellektuellen in Slowenien und bestärkten sie in ihren Forderungen nach nationaler Selbstbestimmung.
1.Weltkrieg und Zwischenkriegszeit
Im 1.Weltkrieg kämpfte Slowenien loyal an der Seite der österreich-ungarischen Armeen, dabei vor allem in Osteuropa gegen Russland. Italien erklärte jedoch am 24.5.1915 Österreich-Ungarn den Krieg, denn die gegen Deutschland Verbündeten versprachen den Italienern, deren Gebietsansprüche zu befriedigen. Daraufhin kämpften österreichische und slowenische, tschechische und ungarische sowie kroatische Soldaten als multikulturelle Verbände des kaiserlichen Reiches unterstützt vom Deutschen Reich in den Alpen gegen Italien. In den 12 Isonzo-Schlachten kamen ca. 1 Million Menschen ums Leben. In Redipugha gibt es eine imposante Gedenkstätte für 100 000 Gefallene. Heute verbindet ein Weg des Friedens sechs Freilicht-Gedenkstätten.

Ausrufung des Staates der Slowenen, Kroaten und Serben in Ljubljana, Fran Grabietz, Museum of Modern History, Ljubljana, Gemeinfrei
Nach dem Zerfall des Habsburger Reiches 1918 schlossen sich die Südslawen, also die Slowenen, die Kroaten und die Serben, zum sog. SHS Staat zusammen. An dessen Spitze stand der König von Serbien. Ab 1929 hieß der Staat dann königliches Jugoslawien.
Jugoslawien und die Zeit danach
Zu Beginn des 2. Weltkrieges verhielt sich Jugoslawien neutral. Trotzdem wurde Belgrad am 5.4.1941 vom NS-Staat bombardiert. Im folgenden „Balkanfeldzug“ wurde Jugoslawien zur Kapitulation gezwungen. Nach Ende des zweiten Weltkrieges folgte die sozialistische Föderative Republik Jugoslawien, eine kommunistische Diktatur. Allerdings versuchte Jugoslawien sich nicht der Sowjetunion unterzuordnen, sondern mit anderen blockfreien Staaten außenpolitisch einen „Dritten Weg“ einzuschlagen.
In den Jugoslawien-Kriegen der post-kommunistischen Ära zerfiel der „Einheitsstaat“ in mehrere souveräne Staaten: Slowenien wurde nach 10 Tagen Krieg gegen Serbien seit Juni 1991 unabhängig. Die anderen fünf Staaten sind dem Balkan nach Süden folgend Kroatien und Bosnien, Herzegowina und Montenegro, schließlich Mazedonien, das heute offiziell Nord-Mazedonien genannt wird, sowie Serbien mit dem Kosovo, das noch nicht völkerrechtlich als selbständiger Staat anerkannt ist.
2. Grunddaten
Nach der Unabhängigkeit begann Slowenien zügig mit den Privatisierungen der früheren Staatswirtschaft. Aus der geostrategischen Position heraus hat das Land die Logistik- und Transportbranche stark gefördert. Für süddeutsche Unternehmen ist der Hafen Koper der nächst gelegene Zugang zum Mittelmeer. Die entsprechende Modernisierung der Eisenbahninfrastruktur soll bis 2025 abgeschlossen sein.
Die drei Wirtschaftssektoren
Das Verhältnis zwischen Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungssektor ist relativ ausgewogen.
Die Landwirtschaft ist geprägt von der Viehzucht, sowie dem Weinbau und der Forstwirtschaft. 60% des Landes sind durch Wald bedeckt. Doch die kleinteilige Eigentümerstruktur steht einer effizienten Nutzung entgegen.
Die wichtigste industrielle Branche ist die Automobilindustrie, u. a. mit einem Renault Werk. Sie trägt zehn Prozent zum BIP bei. 80% ihrer Wertschöpfung geht in den Export! Die Internationalisierung der slowenischen Wirtschaft beschert dem Land ständige Exportüberschüsse. Zur Industrie gehören auch die Elektroindustrie, sowie die Metall verarbeitende, außerdem die chemische und die pharmazeutische Industrie. Auch gibt es in Slowenien ein Werk zur Produktion von ultraleicht- Flugzeugen.
Der Dienstleistungssektor hat zunehmend an Bedeutung gewonnen. In ihm befinden sich 53% der Arbeitsplätze. Im Bereich des Tourismus geht es zunehmend um Gesundheitstourismus zu den Thermen im Nordosten des Landes. Aber auch die wunderschöne Landschaft lädt zum Bergsteigen ein und zum Besichtigen der zweitgrößten Tropfsteinhöhle der Welt.

Etwa auf halben Weg zwischen der Hafenstadt Koper und Ljubljana liegt Postojnska Jama (die Adelsberger Grotte), Ivan Ivankovic, CC BY 2.0. Sie ist 0.9 Mill. Jahre alt. Das Höhlensystem ist ca. 24 km lang. Die Höhlen von Skocjan, weiter westlich gelegen, sind als Weltnaturerbe geschützt.
Soziale Situation
2019 hat das BIP von Slowenien einen Indexwert von 88% erreicht – ein beachtliches Ergebnis. Denn die EU der 27 hat gleich 100.
Slowenien ist nach wie vor Nettoempfänger der EU Zahlungen. Der Haushaltssaldo gegenüber der EU, also die Verrechnung von geleisteten und erhaltenen Zahlungen, betrug 2019 plus 510 Millionen Euro.
Die Staatsverschuldung lag 2019 bei ziemlich niedrigen 66,1%. Die Arbeitslosenquote betrug 7,9%. Das Kaufkraft bereinigte BIP liegt bei 34 408,- US Dollar im Jahr pro Kopf. Slowenien ist damit das wohlhabendste Land des früheren Jugoslawien, das auch und gerade wegen der EU Mitgliedschaft.
Politische Entwicklung Sloweniens
Im Gegensatz zur wirtschaftlichen ist die politische Entwicklung Sloweniens aus der EU-Perspektive problematisch. Sloweniens Premier Janez Jansa beglückwünschte Donald Trump zu seinem angeblichen Wahlsieg Ende 2020 und das bevor das Ergebnis der Wahl vorlag! Er twitterte: “Bei weiterem Verzögern und der Faktenverweigerung durch die Mainstream-Medien sei der schlussendliche Triumph des Präsidenten umso größer“. Sein Kommentar zu der Nachricht, dass Biden in Führung liegt, lautete: “So wie 2000, als Milosovic versuchte, 120% zu bekommen“. Jansa ist ein enger Vertrauter von Ungarns Regierungschef Viktor Orban. Orban, Jansa und der serbische Präsident Vucic hatten öffentlich den Sieg Trumps gewünscht. „Den ungarischen und den slowenischen Premier eint ihr langer Weg aus der Opposition in den früheren Regimen vor 1990, auf ihnen ruhten Hoffnungen. Irgendwann um die Jahrtausendwende wechselten sie den Kurs zum Marktliberalismus und heute hin zum Abbau des Rechtsstaats“ (beide Zitate Süddeutsche online vom 5.11.2020: “Wenn die Gratulation vor dem Ergebnis da ist“).
Medien als Indikator
Jansa wetterte wiederholt gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk des Landes. Orban und Jansa haben die Übernahme slowenischer Pressemedien durch ungarische „Regierungstreue“ gefördert. Jansa war schon früher Premierminister in Slowenien, musste aber 2013 wegen einer Korruptions-Affäre zurücktreten. Er ist erst seit März 2020 wieder Regierungschef. Und er hat dann zusammen mit Ungarn und Polen die deutsche Ratspräsidentschaft in der zweiten Hälfte 2020 wegen der Beschlüsse zum Rechtsstaatsmechanismus heftig kritisiert. In Brüssel ist man irritiert und besorgt, u. a. weil Slowenien nach Portugal im zweiten Halbjahr 2021 die EU Ratspräsidentschaft übernimmt.
Da in Brüssel 2020 erstmals ein Rechtsstaatsbericht vorgelegt worden ist, lässt sich daraus relativ gut ablesen, welches Land zu den vier darin gebildeten Gruppen gehört, wobei vier die schlechteste ist. Slowenien ist mit den hier angedeuteten Skandalen nicht weit von der letzten Gruppe entfernt. Es gehört derzeit gerade noch zur dritten Gruppe. (vgl. hier) dort Punkt 4. den EU Rechtsstaatsbericht).
Leben
Kulinarisch wird auf Krainer Wurst oder Prekmurska gibanica, eine kräftige Süßspeise gefüllt mit Quark und Mohn, sowie mit Wallnüssen und Äpfeln verwiesen.