Spanien_2020, Administrative Gliederung, Tschubby, CC BY-SA 3.0.png

Tschubby, CC BY-SA 3.0

Spanien bedeckt fast die ganze iberische Halbinsel, nämlich 85%. Inmitten oder jenseits der Pyrenäen hat es nach Norden eine Grenze mit Frankreich und im Westen liegt Portugal. Spanien hat sowohl eine Küste mit dem Atlantik wie auch mit dem Mittelmeer. Aber der Felsen von Gibraltar am „Eingang“ des Mittelmeers gehört schon seit 1713 zu Großbritannien.

Spanische Inseln

Zu Spanien gehören auch die balearischen Inseln Mallorca und Ibiza im Mittelmeer und die kanarischen Inseln im Atlantik vor Westafrika.  Auch zwei autonome Städte auf afrikanischem Boden gegenüber Gibraltar, Ceuta und Melila, gehören zu Spanien. Allerdings werden sie auch von Marokko beansprucht. Das höchste Gebirge, die Sierra Nevada mit knapp 3500 Metern Höhe in Andalusien ist nicht die höchste Erhebung Spaniens, sondern der Vulkan Teide auf der kanarischen Insel Teneriffa ist mit gut 3700 m ist der höchste Berg auf spanischem Staatsgebiet.

Spanien ist eine konstitutionelle Monarchie. Die Hauptstadt Spaniens ist Madrid. 2019 hat Spanien 47,33 Millionen Einwohner, 93,5 auf dem Quadratkilometer.

Spanien ist seit 1986 EU Mitglied zusammen mit Portugal und seit 1.1.1999 Mitglied der Eurozone.

1. Geschichte

Das Gebiet Spaniens wurde wohl schon ab 500 000 vor Christi Geburt besiedelt  und das ähnlich wie in Malta  von Elefantenjägern.  Prähistorische Hinweise deuten darauf hin. Überreste von Neandertalern datieren auf 200 000 vor Christus. Und berühmte Höhlenmalerei aus der Zeit zwischen 25 000 und 10 000 vor Christi Geburt gibt es nicht nur in Altamira, sondern auch an mehreren anderen Orten. Da finden sich Bisons und Pferde, Wildschweine und Ziegen, sowie Bären und Löwen, wie auch Mammute usw.

Zu Beginn des 1. Jahrtausends vor Christus muss es einen bedeutenden Handelsplatz Tartessus gegeben haben, besonders für Handel mit Zinn. Von dort wurden Schiffe einerseits nordwärts die Atlantikküste hoch entsandt, sowie südwärts entlang der afrikanischen Küste. Mit Zinn und Kupfer entwickelte sich die Bronzezeit, die die Griechen erwähnen. Es gibt schriftliche Überlieferungen dieses Reiches, aber bisher konnten sie nicht entziffert werden. Phönizier, kommend aus dem Libanon, gründeten Handelsplätze, darunter Cadiz, um ca. 1100.  Die „Metallindustrie“, aber auch die reichhaltige Landwirtschaft Andalusiens und die ergiebigen Fischgründen vor der Küste zogen sie an. Spuren des phönizischen Handels sind u.a. ägyptische Amphoren aus Alabaster. Auch griechische Handelsplätze sind nachgewiesen.

Hannibal

Die aufstrebende Macht Karthago in Nordafrika eroberte und übernahm die phönizischen Siedlungen. Sie dienten als Basen für Karthagos Angriffe auf Rom und auch als Rekrutierungsfeld von Soldaten. Mit dem gewonnenen Silber bezahlten die Karthager die Kriege. Südlich der heutigen spanischen Stadt Valencia gründeten sie die Stadt Cartagena, das neue Karthago. Hannibal, der karthagische Stratege und Heerführer, überquerte mit einem großen Heer und vielen Reitern, aber vor allem mit 37 Kriegselefanten 218 vor Chr. die Alpen. Von Norden fiel er dann in das römische Italien ein und gewann dort viele Schlachten. Doch die zu Hause weitgehend besiegten Römer führten ihre Angriffe in Spanien und in Karthago selbst aus. So obsiegten sie und beendeten den Einfluss Karthagos auf der iberischen Halbinsel und Hannibals eigener Heimat.

Die Römer

Es dauerte jedoch noch mehr als 100 Jahre, bis Rom seine Herrschaft auf der iberischen Halbinsel gefestigt hatte. Unter Kaiser Augustus wurde diese Herrschaft in drei Provinzen ausgeübt. In Hispania Tarraconensis mit der Hauptstadt Tarragona, in Hispania Baetia mit der Hauptstadt Cordoba und in Hispania Lusitania mit der Hauptstadt Merida. Auch für die Römer war die iberische Halbinsel ein unerschöpfliches Reservoir an Legionären. Aber Rom befriedete dieses Land durch die weitreichende Gewährung der römischen Staatsbürgerschaft und durch „öffentliche“ Ländereien. Diese nahmen sie den Besiegten ab und übergaben sie den ehemaligen Legionären zur Bewirtschaftung. Die römische Herrschaft gründete sich auf 124 Städte mit bis zu 300 000 Bewohnern insgesamt. Die Römer tolerierten offenbar auch die Verehrung ganz verschiedener Gottheiten aus Persien wie auch aus Ägypten und Nordafrika. Die iberische Halbinsel ist reich an römischer Kunst und Infrastruktur. Unter Kaiser Theodosius I. (379-395) wurde das Christentum zur Staatsreligion.

Im 5. nachchristlichen Jahrhundert überfielen Kimbern und Teutonen, Franken und Alemannen und auch Ostgoten das Land. Aber es kam zu einer Koexistenz der „Barbaren“ mit den Römern.

Die muslimische Herrschaft 

Im 8. Jahrhundert gelangte die iberische Halbinsel dann zum großen Teil unter die muslimische Herrschaft der Mauren, die bis zum 15. Jahrhundert andauerte. Zur Zeit des Kalifats von Cordoba war Al-Andalus ein Zentrum der Gelehrsamkeit, sowohl im Bereich der Architektur und der Mathematik, zusätzlich der Medizin und auch der Philosophie. Der bedeutendste kritische Vertreter, der ganz auf Aristoteles und seiner Logik fußte, war Ibn Rushd. Sein latinisierter Name ist Averroes. Bis ins Mittelalter hinein beeinflusste er das europäische Denken. Er kann sogar auf einem Fresco von Raffael, das im Vatikan zu sehen ist, identifiziert werden. [Heute trägt die liberale Moschee in Berlin den Namen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee. Sie fühlt sich der Gleichheit aller gläubigen Muslime verpflichtet und will den Islam von innen heraus reformieren.]

Spanien, Moschee, unser Foto.JPG

Moschee in Cordoba. Die Christen haben sie zu einer christlichen Kirche umgewandelt, aber nicht zerstört

Cordoba wurde zu einem führenden kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum des Mittelmeerraumes und der islamischen Welt.  Die Stadt hatte 113 000 Häuser und 600 Moscheen und eine Bevölkerung von 500 000. Zu dieser Zeit war sie die größte und wohlhabendste Stadt Europas noch vor Konstantinopel. Die islamische Herrschaft wurde schrittweise nach Norden ausgedehnt, bis die Franken sie unter Karl Martell in der Schlacht bei Tours 732 stoppte.

Das Zusammenleben mit Juden

Die religiöse Toleranz des Islam war begrenzt: “Dennoch war das Massaker von 1066 an den Juden von Grenada kein ethnisches Pogrom, sondern der Höhepunkt eines Machtkampfes zwischen den Anhängern des jüdischen Wesirs Joseph Ibn Naghrela und der Berberdynastie der Ziriden. Zu Massenmorden an Juden wie im Mitteleuropa vor dem ersten Kreuzzug oder beim Ausbruch der Pestepidemie von 1349 ist es in Al-Andalus nie gekommen: Dieser Vernichtungswille war eine Spezialität des Christentums“ (FAZ online 7.7.2020: Damals war religiöse Toleranz Familiensache). Andere Quellen hingegen sprechen von Massakern an Juden, aber sehr viel später, nach Ausbruch der schwarzen Pest 1391 in Valencia und anderen Städten.

Reconquista und Kolonialherrschaft

1478-1492 fand schließlich die christlich-katholisch motivierte Rückeroberung der iberischen Halbinsel statt – die Reconquista. Dies geschah unter dem katholischen König Ferdinand II., der die Regionen Aragon und Kastilien durch Heirat vereinigte. Er verlangte den Übertritt der verbliebenen Anhänger des Islam zum Christentum. Gleichzeitig organisierte er außerdem die Inquisition gegen die Juden, besonders sogar  gegen diejenigen, die vom Judentum zum Christentum übergetreten waren. Die Inquisition war eine korrupte Einrichtung, die hauptsächlich auf Denunziation beruhte. Auch gab es für die Beschuldigten kaum die Möglichkeit, sich wirklich zu verteidigen. Denn der Inquisitor war Ankläger und Richter in einer Person. Mehrere Tausend der Conversos wurden nicht nur angeklagt, sondern auch gefoltert und verurteilt, manche sogar öffentlich bei lebendigem Leibe verbrannt: sog. Autodafés. Anderen gelang die Flucht aus dem Land.

Eroberung und Kolonialherrschaft

1479 etablierten die spanischen Könige ihre Herrschaft über die kanarischen Inseln. Vorher hatte die Krone von Aragonien bereits viele Städte im Mittelmeerraum erobert. Schon damit hatte die spanische Kolonialherrschaft begonnen. Später war sie die umfassendste der Welt.  Sie etablierte  das größte Reich der Menschheitsgeschichte: in Amerika und Afrika ebenso wie in Asien und Ozeanien. Das alles begann mit der Finanzierung der vier Reisen von Christoph Columbus. Er hatte gehofft, im Westen eine Seepassage nach Ostindien zu finden. Aber die  Conquistadores schwärmten auch nach Mittel- und Südamerika aus, um den Ureinwohnern Gold zu rauben. Dabei vernichteten sie die Königreiche der Inka und der Maya. In ihrem Gefolge reisten die Missionare der katholischen Kirche, die davon überzeugt waren, sie brächten den „Wilden“ Gottes Segen.

Weltumfassend

Mit Ausnahme von Brasilien, das bereits den Portugiesen „gehörte“, herrschten die Spanier in Mittel- und Südamerika  u. a. durch Vizekönige von Mexiko bis Argentinien und Chile. Florida, das sie 1513 in Amerika  besetzten, verkauften sie 1819 an die USA, denn dort hatten sie außer Sümpfen keine Schätze gefunden. Aber sie machten von dort Expeditionen ins Land, um – erfolglos- nach Gold zu suchen. Zeitweise gehörte ihnen der heute amerikanische Staat Texas. In Afrika beherrschten sie Spanisch-Westafrika, das heutige Mauretanien und Marokko, sowie die Spanisch-Guinea bzw. Äquatorialguinea. In Asien bezog sich ihre Kolonialherrschaft auf Spanisch Ostindien, die Philippinen (1565 – 1898) und auf Neuguinea.

Die spanische Kolonialherrschaft war so umfassend, dass heute noch in 18 Latein-amerikanischen Ländern und Puerto Rico Spanisch gesprochen wird. Auch in Florida war bis vor kurzen Spanisch eine der offiziellen Landessprachen.

Habsburger

1519 übernahmen die Habsburger mit Karl V. die Herrschaft über Spanien. Vorher hatten die Habsburger  allerdings einige Auseinandersetzungen mit den Städten und dem Adel zu bestehen. Das Reich war mit seinen Kolonien in Ost und West so riesig, dass Karl V. sagte: In meinem Reich geht die Sonne nie unter! Außenpolitisch musste sich Karl V. mit dem weiter bestehenden Expansionismus des osmanischen Reiches auseinandersetzen. Sein größter Sieg im Bereich des Mittelmeeres war die Eroberung von Tunis im Jahre 1535. Das brachte ihn dazu, sich als „Bannerträger Gottes“ zu bezeichnen. Doch der Versuch seiner Truppen, auch Algier zu erobern, scheiterte. So standen sich  am Ende seiner Herrschaft im Mittelmeerbereich zwei gleichwertige Flotten gegenüber, die der Osmanen und die der Spanier.

Der Anfang vom Ende der Übermacht

Sein Nachfolger Philipp II. sandte Herzog Alba in die spanischen Niederlande. Dort sollte er den protestantisch-calvinistischen Aufstand unterdrücken, denn die Habsburger verstanden diesen als Häresie. Der Kampf dauerte 80 Jahre von 1568-1648. Er kennzeichnet den Beginn des spanischen Abstiegs als führende Kolonialmacht  zumal es mittlerweile um eine zunehmende Rivalität mit Frankreich ging. Die spanische Armada, die die Unterstützung der Niederlande durch England unterbinden wollte, wurde 1588 vernichtend geschlagen. 1596 musste die Regierung von Philipp II. schließlich zum 3. Mal ihre Zahlungsunfähigkeit erklären. (The New Encyclopaedia Britannica, Volume 28 1988, S.43).

Quellenkritik

Und nun ein wertendes Zitat dazu: [„Yet, if Spain failed in its highest ambitions, at the end of the 16th century it was still the greatest power in Europe. It had brought Christianity to millions overseas – and to most contemporaries, if they thought it at all, it seemed worth the appalling price paid for it in terms of the lives and freedom of non-European peoples – and Protestantism, thought not destroyed, had been contained … moraly and economically there were dark sides to the picture, but to the Spaniards the 16th and early 17th century have always been their „Golden Century “, ebenda]

Dass eins der angesehensten Lexika der Welt derartig Partei ergreift für eine mörderische Kolonialmacht und ihre aggressive Kirche ist doch sehr befremdlich.

Intermezzi

Als 1700 der letzte König der spanischen Linie der Habsburger ohne Thronfolger starb, folgte nach dem spanischen Erbfolgekrieg von 1701-1714 Philipp von Bourbon, der Enkel Ludwig XIV. von Frankreich. Danach setzte Napoleon  seinen Bruder Joseph Bonaparte als König von Spanien ein. Die Spanier wehrten sich in einem langjährigen Guerillakrieg gegen diese Fremdherrschaft. Nach Napoleons Abdankung kehrte Ferdinand VII. als König nach Spanien zurück.

1873 wurde die erste spanische Republik ausgerufen, die aber nur 23 Monate Bestand hatte. Im spanisch-amerikanischen Krieg von 1898 verlor Spanien Kuba und Puerto Rico, sowie die pazifischen Inseln  Guam und die Philippinen an die USA. Spanien war nicht am 1. Weltkrieg beteiligt. 1923 bis 1930 stand Spanien unter einer Militärdiktatur unter General Primo de Riviera.

Kampf der Volksfront

1931 wurde die 2. Republik ausgerufen. 1936 erhielten die zur Volksfront zusammengeschlossenen Sozialisten und Republikaner 67% der Sitze im Parlament. Die Regierung war damit demokratisch legitimiert, doch die Gruppierungen der Rechten wollten dies nicht anerkennen.

In dem daraufhin folgenden Bürgerkrieg kämpften auf der einen Seite die Republikaner, unterstützt von der Sowjetunion. Auf der anderen Seite kämpften die Nationalisten bzw. die faschistischen Falangisten unter General Franco. Sie erhielten militärische Unterstützung vom Hitler-Reich und von Italien unter Mussolini.

Erstmals: Bomben aus der Luft

Am 26.4.1937 flog die „Legion Condor“ unter dem Befehl von Wolfram Karl Ludwig Moritz Hermann Freiherr von Richthofen (nicht der „rote“ Baron Richthofen aus dem ersten Weltkrieg!)  Luftangriffe gegen den Ort Guernica im Baskenland sowohl mit Spreng- und Splitter- wie auch Brandbomben.  Mehrere 100 Menschen, ausschließlich Zivilisten, kamen ums Leben. Guernica war die Ausweitung des Krieges von der Front auf die Zivilbevölkerung, wobei mit Bombenkrieg aus der Luft nicht nur der Großteil der Gebäude zerstört und der Angriff auf unbeteiligte Zivilisten eröffnet wurde, sondern zusätzlich Tiefflieger die Flüchteten erschossen. Aber Guernica war nicht irgendein Ort. Guernica war der Ort, an dem die kastilischen Könige jeweils nach ihrer Thronbesteigung per Eid die baskischen Freiheitsrechte bekräftigten.

Spanien, Mural_del_Gernika, Nachbildung auf Fliesen in Originalgröße, Gernika-Lumo, CC BY-SA 3.0.jpg

Nachbildung des Gemäldes auf Fliesen in Originalgröße vor Ort, Gernica Luma, CC BY-SA 3.0

Picasso hat mit seinem eindringlichen Gemälde „Guernica“ aus dem gleichen Jahr diesen Eingriff in einen Bürgerkrieg in einem fremden Land und dort auf dessen Zivilisten festgehalten und als weltweites Mahnmal etabliert.

Sieg des Faschismus

Von 1936/39 an, der Zeit des spanischen Bürgerkriegs bis zu seinem Tode 1975 war Francisco Franco fast 40 Jahre Diktator in Spanien. Der Bürgerkrieg zwischen seinen Faschisten und den Republikanern hatte 500 000 Tote zur Folge. In Francos Konzentrationslagern waren bis zu 400 000 Menschen interniert. Dort wurden auch medizinische Experimente an den Häftlingen vorgenommen. Das letzte Lager wurde erst 1962 aufgelöst. Flüchtlinge vor der Franco-Diktatur retteten sich nach Frankreich.  Nach dem 6.8.1940, also der Besetzung Frankreichs durch die Nazis, verschleppten die Besatzer sie jedoch in das KZ Mauthausen. Von den 7000 spanischen Häftlingen kamen dort 5000 ums Leben.

Anerkennung trotz Faschismus

Spanien unter Franco hat mit dem Vatikan ein Konkordat abgeschlossen. Danach wurde das Bildungs- und Erziehungswesen weitgehend der katholischen Kirche übertragen. Hinzu kamen Steuerbefreiungen. Zivilrechtliche Scheidungen wurden abgeschafft. Bis 1979 gab es auch keine zivilrechtlichen Trauungen (Wikipedia). Opus Dei, der katholische Laien-Orden besetzte alle wirtschaftlich bedeutenden Positionen im Kabinett. Er konnte zu einem „spanischen Wirtschaftswunder“ beitragen, ohne dass es zu einer politischen Liberalisierung gekommen wäre. Symbol dieses Aufschwungs ist der PKW SEAT 600.

1953 hat das Franco Regime einen Truppenstationierungsvertrag mit den USA abgeschlossen.

Der Weg in eine zunächst fragile Demokratie

1969 bestimmt Franco Juan Carlos I. zu seinem Nachfolger. 1975 stirbt Franco. König Juan Carlos I. führt Spanien in die Demokratie. 1976 wird eine neue Verfassung verabschiedet. Diese lässt politische Parteien zu, garantiert allgemeine und freie sowie gleiche und geheime Wahlen und errichtet ein Zweikammerparlament. Fünf Jahre später, am 23.2.1981 kommt es erneut zu einem Militärputsch in Spanien. Einige Offiziere dringen bewaffnet ins Parlament ein und versuchen, die Parlamentarier zu vertreiben. Doch König Juan Carlos spricht sich entschieden für ein freies Parlament und die Demokratie aus. Damit bricht der Putsch in sich zusammen.

Aufarbeitung der Verbrechen

Spanien tut sich schwer mit der Aufarbeitung der Schreckensherrschaft der Franco Diktatur. Seit 2000 werden Massengräber der Opfer geöffnet, um eine würdige Neubestattung zu organisieren. Nicht identifizierbare Opfer schätzt man auf 30 000.  Ein zentrales Monument an dem Ort, an dem der Führerkult Francos zelebriert und er beerdigt war, hat die Regierung Sanchez verlegt. Das war das  Valle de los Caidos (Tal der Gefallenen) nahe El Escorial, dem früheren Palast von Karl V.  Das war politisch ein schwieriges Unterfangen. Die Tochter Francos konnte z.B. bis zu ihrem Tod 2017 – 91 Jahre alt – unbehelligt in Madrid leben und hatte weiter viele Anhänger.  Sie verwaltete das auf mehrere Hundert Millionen Euro geschätzte Familienvermögen. Ihr wird vorgeworfen, bis zuletzt die Gewaltherrschaft ihres Vaters verherrlicht zu haben.

Der Katholizismus ist in Spanien zutiefst verwurzelt.  Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts durften Andersgläubige in Malaga nicht auf dem Friedhof beerdigt werden. Die Leichen wurden am Strand abgelegt und dort von streunenden Hunden zerfetzt.

 Separatistische Bestrebungen

Katalonien

Spanien kämpft auch gegenwärtig mit den Bestrebungen Kataloniens, sich von Spanien zu lösen und ein selbständiger Staat zu werden. Der Konflikt zwischen Barcelona als Landes-Hauptstadt der Katalanen und Madrid der Hauptstadt ganz Spaniens hat eine 300-jährige Vorgeschichte. Mit dem spanischen Erbfolgekrieg endete die (relative) katalanische Unabhängigkeit von der Zentralmacht. Das französische Heer eroberte am 11.9.1714 Barcelona. 1923 kassierte der Diktator Miguel Primo de Rivera die bestehenden kommunalen Selbstverwaltungsrechte der Katalanen, die in einer wirtschaftlich starken Region mit eigener Sprache leben. Im spanischen Bürgerkrieg hatte sich Katalonien zu einer Bastion gegen den heraufziehenden Faschismus von General Franco entwickelt. 1939 begann deshalb die Repression gegen Katalonien, u. a. mit der Abschaffung des Autonomiestatuts von 1932.

Neue Spannungen

2006 stimmten in einer Volksabstimmung in Katalonien 73,95% der ca. 7,5 Mill. Wähler*innen für ein neues Autonomiestatut. Die Wahlbeteiligung lag allerdings nur bei 49%. 2010 wurde dieses Statut vom spanischen Verfassungsgericht für weitgehend verfassungskonform erklärt. Die folgende konservative Regierung Spaniens wollte dies jedoch nicht anerkennen. Daraufhin stimmte die Mehrheit des katalanischen Regionalparlaments in Barcelona 2017 für die vollständige Unabhängigkeit und die Ausrufung der katalanischen Republik. Das Verfassungsgericht in Madrid erklärte dies umgehend für verfassungswidrig. Der spanische Senat, die 2. Kammer, verfügte mit großer Mehrheit die Absetzung der katalanischen Regionalregierung und die Entmachtung des Regionalparlaments. Die neue sozialdemokratische spanische Regierung unter Sanchez bemüht sich um eine Lösung des Konflikts im Dialog, hält aber unbeirrt an der Verfassung „eines Spaniens“ fest.

Das Baskenland

Ähnlich streben die 2,7 Millionen Basken – mit ihrer Hauptstadt Guernica – nach Unabhängigkeit. Bis 1979 kämpfte die Terrororganisation ETA 50 Jahre lang gegen die spanische Zentralregierung mit Bombenanschlägen und Morden in Madrid, Bilbao und San Sebastian. 800 Opfer hat die ETA zu verantworten. 2014 erklärte die ETA schließlich, in Zukunft auf Gewalt zu verzichten. Doch ihre Waffen gaben ihre Mitglieder nicht ab (Süddeutsche.de 7.9.2017 Separatisten in der EU, Baskenland).

Rückwärtsgewandte Putsch-Versuche

Putsch Aufrufe machen Spanien Angst“, so lautet die Überschrift einer Meldung der Rhein-Zeitung vom 10. Dezember 2020: „Ex-Generäle wollen die linke Regierung von Ministerpräsident Sanchez stürzen – Erinnerungen an 1981 werden wach“. 1981 hatten Militärs damit gerechnet, die Demokratie stürzen zu können. Aber die beherzte Absage des Königs, sich auf ihre Seite zu stellen, vereitelte den Putsch. Der Putsch bewirkte genau das Gegenteil. Die Spanier besannen sich auf die Bedeutung von Freiheit und Recht und Demokratie. Von da an, wurden sie zu überzeugten Republikanern.

Spanien hat damit bis in die jüngste Vergangenheit eine sehr bewegte Geschichte aufzuweisen.

2. Grunddaten

Die spanische Wirtschaft ist die zwölft-größte Volkswirtschaft der Welt. Die spanische Landwirtschaft weist die größte Weinanbaufläche der Welt aus, wobei sich Rot- und Weißwein die Waage halten. In der Landwirtschaft sind noch 4,27% aller Beschäftigten tätig. Die Produkte sind Kartoffeln und Zwiebeln sowie Tomaten und Zuckerrüben, dazu Getreide und zwar Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Mais und Reis, außerdem Trauben sowie Zitrusfrüchte und natürlich Oliven.

Die Industrie ist geprägt von der Informations- und Kommunikationstechnologie, der metallverarbeitenden Industrie und dem Maschinenbau sowie der Petro Industrie. Zur spanischen Industrie gehören die SEAT Automobilwerke als Teil des VW Konzerns und die Beteiligung an den Airbus Produktionen mit Frankreich und Deutschland. 2019 arbeiten in der spanischen Industrie 19,7% aller Beschäftigten.

Sondersituation

Spanien hat eine gigantische Krise im Immobiliensektor zu verkraften. Viele Gemeinden haben jedes „nutzlose“ Agrarland als Bauland ausgewiesen, denn sie kassierten dabei 5% des Grundstückswertes als Gebühr. Bauträger ließen dort, finanziert von den Sparkassen, Ferienanlagen erstellen, die sie dann später verkauften. 2004 waren in diesem Boom 2 Millionen Arbeiter im Bausektor beschäftigt. Käufer der Immobilien finanzierten diese Gebäude mit variabel verzinsten Krediten, die sie allerdings bald nicht mehr bedienen konnten.  Hunderttausende Zwangsversteigerungen folgten. Bauruinen von Villen und Hochhäusern an der Küste Andalusiens zeugen von dem Drama. Seitdem sitzen viele Bürgermeister im Gefängnis. Sie haben Baugenehmigungen  „unter der Hand“  außerhalb der Bebauungspläne verschachert. So fiel der Wert der Immobilien zwischen 2008 und 2012 um 30%.  2016 betrug die Steuerschuld des Bau- und Immobiliensektors 6 Milliarden Euro. Eine Krise der spanischen Sparkassen folgte. Sie konnte z. T. nur durch Verstaatlichungen und die Errichtung von „bad banks“ zur Entsorgung fauler Kredite gemildert werden.

Soziale Situation

Die Arbeitslosenrate, mit verursacht durch diese Krise, lag 2014 bei 24,4% und sank bis 2017 auf 17,2%. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt allerdings wesentlich höher. Mit ein Grund ist,  viele junge Menschen sprechen keine andere Sprache und bleiben dann zu Hause bei ihren Eltern.

 

Spanien, _Valencia, IMAX Dome cinema and Palau de les Arts Reina Sofia, Santi Garcia, CC BY-SA 3.0.jpg

Valenzia, links Museum, rechts Kinodom und weiteres Museum, HuseyinUlucay, CC BY-SA 4.0 und rechts Santi Garcia, CC BY-SA-3.0 . Siehe auch in Bilbao im Baskenland, das avantgardistische Museum aus Titan, Glas und Kalkstein von Frank O´Gehry

Spanien, El_Museu_de_les_Ciències_Príncipe_Felipe_–_Bilim_ve_Uzay_Müzesi, HuseyinUlucay, CC BY-SA 4.0.jpgDer Dienstleistungssektor umfasst den Tourismus, der zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen Spaniens gehört. Im Dienstleistungssektor arbeiten 76% der Beschäftigten (Angaben von statista).

Die Wachstumsraten des spanischen BIP lagen 2018 bei 2,35% und 2019 bei 2%. Mit dem BIP pro Kopf kaufkraftbereinigt erreichte Spanien einen Wert von 91% des EU Durchschnitts. Die Staatsverschuldung lag vor Corona um die 100% – nach dem Maastricht Kriterium sind 60% erlaubt.

Corona-Folgen

Spanien erlitt 2020 den stärksten Wirtschaftseinbruch in der EU, einen Rückgang des BIP um 12,4% gegenüber dem EU Durchschnitt von minus 7,4%. Hintergrund dieser Zahlen ist die starke Abhängigkeit Spaniens vom Tourismus.

Spanien gehört zu den Nettoempfängern von EU Zahlungen. Der operative Haushaltssaldo, also der Abgleich der Einzahlungen in den EU Haushalt gegen die empfangene Summe betrug 2019 ein Plus von 730 Millionen Euro.

2015 lagen die Anteile bei der Stromerzeugung in Spanien von Kohle und Atomkraft bei je 21%, gefolgt von der Windkraft mit 18,3%. Die Windenergie wird weiter beschleunigt ausgebaut. Damit ist Spanien Vorreiter in der Nutzung der Windenergie, auf Platz 2 in der EU. Sie ist besonders in der Region Castilla-Leon, sowie in Galizien und Andalusien angesiedelt und in der Form von Offshore-Windparks vor Gran Canaria.

Spanien, Georges_Rochegrosse's_poster_for_Jules_Massenet's_Don_Quichotte, art Adam Cuerden restoration, Gemeinfrei.jpg

Georges Rochegrosse`s Plakat mit Dulcinea und Sancho Panza, ART Adam Cuerden Restauration, Gemeinfrei.

Leben und Kultur

Kulturell ist auf den berühmtesten Dichter Spaniens, auf Miguel de Cervantes Saavedra (1547-1616) mit seiner tragikomischen Figur Don Quichotte zu verweisen. Sie hat zu mehreren musikalischen Schöpfungen angeregt, u.a. zu The man of La Mancha.

Velasquez war ein bedeutender Portraitmaler, de Goya wurde zu einem sozialkritischen Maler, Joan Miro war ein fantasievoller, farbenfroher Maler der Moderne.

Die Moschee von Cordoba, in die eine katholische Kirche hinein gebaut wurde, gehört zum Weltkulturerbe. In ihr wird zweimal am Tag katholisch gebetet; andere Gebete sind nicht zugelassen.

In Barcelona steht die von Antoni Gaudi entworfene eigentümliche Kathedrale Sagrada Familia.

Kulinarisch wurden die spanischen Weine schon erwähnt. Paella ist das traditionelle Reisgericht aus Valencia angereichert mit Fisch und Fleisch. Tapas hat wohl jeder reisende Europäer schon gegessen.