Griechenland liegt in der südöstlichen „Ecke“ der EU im Mittelmeer. Nach Norden grenzt es an Albanien, an Nord-Mazedonien, an Bulgarien und nordöstlich an die Türkei. Ansonsten ist Griechenland vom Mittelmeer umgeben. Die Landfläche beträgt 131. 957 Quadratkilometer. Davon entfallen 106. 915 Quadratkilometer auf das Festland und 25. 043 (gleich 19%) auf 3054 Inseln, von denen 87 bewohnt sind. Die größte ist ganz im Süden Kreta. Hier landete der Sage nach Prinzessin Europa auf dem Rücken des Stiers, inkognito der höchste Gott Zeus. Der höchste Berg auf dem Festland ist Mytikas im Olymp Gebirgsstock mit 2.917 Metern Höhe.

Odysseus

Griechenland ist allein schon wegen der Geographie ein Land der Seefahrer. Es begann mit Odysseus, der auf der Rückreise nach dem trojanischen Krieg viele Abenteuer zu bestehen hatte. Odysseus ist der, der mit dem trojanischen Pferd erfolgreich die List in die europäische Geschichte eingeführt hat. Ein weiterer griechischer Seefahrer war der Reeder Aristoteles Onassis, der mit der wohl berühmtesten Sopranistin des vorigen Jahrhunderts verheiratet war, mit Maria Callas. Aber er brach ihr das Herz, als er sie für Jacqeline Kennedy, die Frau des ermordeten US Präsidenten, verließ.

2019 hat Griechenland 10,72 Millionen Einwohner. Griechenland ist seit 1952 Mitglied der Nato. Seit 1981 ist es Mitglied der EU. Seit 1.1.2001 ist es Mitglied der Eurozone, aber offenbar ohne, dass es – wie eigentlich üblich – gründlich geprüft wurde.

Nach einer Zeit unter einer Militärdiktatur von 1967-1974 ist Griechenland heute eine parlamentarische Demokratie.

1. Geschichte

Die Geschichte Griechenlands ist besonders vielfältig, reich an Wendepunkten und zugleich weltprägend – „Wiege Europas“.  So können hier nur einige wenige Stichpunkte erwähnt werden.

Die klassische hellenistische Zeit

Die archaische Zeit beginnt ca. 800 vor Christus. In dieser Zeit verfasste Homer die Ilias, das Drama des trojanischen Krieges, sowie die Odyssee. In dieser Zeit erfolgte die griechische Kolonisation weiter Teile des Mittelmeerraumes und des Schwarzen Meeres mit Handelsniederlassungen. Die beiden größten städtischen Verbünde Sparta auf dem Peleponnes  und Athen prägten die klassische hellenistische Zeit ab 300 vor Chr.: Philosophie, Tempelbau, frühe Mathematik, Staatsorganisation, – erste Schritte zu einer Demokratie -, olympische Spiele, (s. das Bild weiter unten). Dramen und Tragödien für das Theater erlebten eine Blüte, die zunächst auf die römische Kultur und danach bis in die heutige Zeit besonders nach  Europa hineinwirkten.

MakedonischesReich von Alexander . CC BY-Sa 3.0.jpg

Makedonisches Reich von Alexander 334-332 v. Chr.

Diese Zeit war geprägt von den Perserkriegen mit der erfolgreichen Selbstbehauptung Athens. Danach kamen über viele Jahre die Kriege zwischen Sparta und Athen um die Vorherrschaft mit jeweils wechselnden Siegen. In der Zeit des Hellenismus dehnte Alexander der Große von Makedonien aus sein Herrschaftsgebiet über Griechenland und Ägypten bis nach Indien aus. So erschloss er den Griechen weitere Siedlungsgebiete. In seiner Nachfolge gewannen föderalistisch organisierte griechische Bünde an Bedeutung.

Die römische Kaiserzeit

148 vor Christi Geburt erlangten die Römer die Vorherrschaft und erklärten Makedonien zur römischen Provinz. Dadurch geriet Griechenland als Teil Makedoniens vollständig unter römische Kontrolle. In der römischen Kaiserzeit kam es zu einer neuen Blüte Griechenlands, da ihm eine gewisse kulturelle Selbstbestimmung gewährt wurde. Mit der Gründung von Konstantinopel als römische Hauptstadt des Ostens stellte Konstantin der Große 300 n. Chr. ein neues Machtzentrum auf. Hier waren drei Grundelemente prägend: Vorstellungen des römischen Imperiums, griechische Kultur und christlicher Glaube, der durch Konstantin verbindlich gemacht worden ist.

395 nach Christi Geburt wurde das römische Reich geteilt und Konstantinopel die Hauptstadt des byzantinischen Reiches. Das byzantinische Reich war zunächst weiterhin von der griechischen Kultur geprägt, bis im 7. Jahrhundert Araber einfielen. Griechenland war danach Spielball slawischer „Einwanderung“ und bulgarischer Eroberungen. Ab etwa 1200 folgte die Beherrschung durch Kreuzfahrer, die aus Venedig und Nordfrankreich stammten.

Die türkische Herrschaft

Die türkische Herrschaft über Griechenland begann 1460 und prägt bis heute das Verhältnis Griechenlands zur Türkei. Bis ins 17/18. Jahrhundert wurde der nicht islamischen Bevölkerung Religionsfreiheit gewährt. Allerdings mussten Steuern an die osmanischen Stadthalter abgeführt werden, so wie schon vorher an die Venezianer. Während des russisch-türkischen Krieges 1768-74 und der Landung russischer Truppen auf dem Peleponnes wagten die Griechen einen ersten Aufstand gegen die Türken. Aber er wurde blutig niedergeschlagen. Weitere Aufstände in dem Bemühen um Unabhängigkeit folgten.

Durch militärische Interventionen von Großbritannien, Frankreich und Russland erhielt Griechenland 1830 die volle Souveränität als Königsreich. Prinz Otto von Bayern wurde als König eingesetzt. 1862 wurde er abgesetzt. Prinz Wilhelm von Dänemark wurde als Georg I. (1863-1913) Nachfolger Ottos. 1894 wurde die Idee der olympischen Spiele, die ja immer eine Zeit des friedlichen Miteinanders schaffen sollten, an seiner ursprünglichen Stelle in Olympia auf dem Peloponnes wieder aufgenommen. Wegen Gebietsstreitigkeiten kam es 1897 jedoch wieder zu einem türkisch-griechischen Krieg, den erneut die Türkei für sich entschied.

Griechenland hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten derart verschuldet, dass 1893 rund 33% der Staatseinnahmen für den Schuldendienst aufzuwenden waren. Die Gläubigerländer verhängten eine internationale Finanzkontrolle.

Anfang des 20. Jahrhunderts

Die Jahre der Regierung Venizelos – 1910-1915 – waren Jahre erneuter Blüte: Beitritt zum Balkanbund, Reorganisation der Streitkräfte und erfolgreiche Teilnahme an den Balkankriegen 1912/13. Im ersten Weltkrieg versuchte König Konstantin I., nachdem sein Vater Georg I. ermordet worden war, Griechenland auf die Einhaltung der Neutralität zu verpflichten. Doch Venizelos erklärte 1917 den Mittelmächten Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und dem Osmanischen Reich den Krieg. Griechenland erreichte so den Status als Siegermacht. In den folgenden Friedensverträgen erhielt Griechenland das südliche Makedonien von Bulgarien, Ostthrakien und alle ägäischen Inseln vom osmanischen Reich. Der Krieg gegen die Türkei wurde weiter fortgesetzt, weil die Türkei sich weigerte, Friedensverträge zu ratifizieren. Schließlich musste Griechenland Ostthrakien und seine kleinasiatischen Gebiete wieder aufgeben. Außerdem musste es gegen den Austausch von 600 000 Türken 1,5 Millionen Griechen aus Kleinasien aufnehmen, ein sehr schmerzhafter Prozess.

1924 wurde die griechische Republik ausgerufen und 1927 nach dem vergeblichen Versuch, eine Militärdiktatur zu errichten, wurde eine parlamentarisch demokratische Verfassung verabschiedet. Die Weltwirtschaftskrise ab 1929 traf Griechenland besonders hart. Die Spannungen zwischen Royalisten und republikanischen Gruppierungen nahmen zu, 1935 wurde die Monarchie wieder eingeführt. Der zurückgekehrte König Georg II. konnte die verfeindeten Parteien nicht versöhnen. So kam es 1936 zu einem diktatorischen Regierungssystem nach dem Vorbild Italiens.

Zweite Weltkrieg bis EU-Beitritt

1941 drangen bulgarische Streitkräfte in Griechenland ein. Nach der Kapitulation Italiens 1943 besetzten deutsche Truppen Griechenland. Die deutschen Besatzer unternahmen terroristische Aktionen gegen die griechische Bevölkerung: Geiselerschießungen und Massenexekutionen. Am 19. Juni 1944 verübten SS-Einheiten in Destomo ein Massaker. Im Zuge einer „Vergeltungsaktion“ wurden 214 der am Partisanenkampf unbeteiligten Dorfbewohner, besonders alte Menschen und Frauen und 34 Kinder ermordet und anschließend das Dorf niedergebrannt. Griechische Juden wurden in die Vernichtungslager in Osteuropa verschleppt.

1946 kehrte Georg II. nach einer für die Monarchie positiven Volksabstimmung nach Griechenland zurück. Konservative Kräfte auf der einen Seite und Kommunisten auf der anderen Seite sorgten für instabile politische Verhältnisse. 1967 – 73 herrschte eine brutale Militär-Diktatur. (Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage 9. Band).

Die Geschichte Griechenlands ist bis heute geprägt von den traumatischen Erlebnissen der Fremdherrschaft, insbesondere durch das Osmanische Reich. In der Neuzeit ist die Geschichte Griechenlands außerdem  geprägt von dem Hin- und Her zwischen Monarchie, Diktatur und Republik.

2. Grunddaten

Die griechische Wirtschaft ist neben der Landwirtschaft, insbesondere dem Olivenanbau, geprägt und abhängig vom Tourismus. 2019 machten die Dienstleistungen 68% des BIP aus, die Industrie 15% und die Landwirtschaft 3,6%. Vor der Corona Krise hatte die konservative Regierung die Unternehmenssteuern gesenkt und hoffte so auf ein Wirtschaftswachstum von 2,8%. Nach dem dramatischen Rückgang des Tourismus im Sommer 2020 wird für das Jahr ein Rückgang des Sozialprodukts von minus 9,7% erwartet. Für 2020 wird eine Arbeitslosenquote von 22% angenommen (statista).

Folgen der Finanzkrise ab 2007/8

Die internationale Finanzkrise seit dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Bank Lehmann-Brothers 2008 traf die südlichen EU Länder Griechenland, Spanien und Portugal besonders hart. Trotz eines großen Sparprogramms stand der griechische Staat im Februar 2010 vor der Pleite. Im April des gleichen Jahres gewährten die Euroländer Griechenland einen ersten Kredit über 30 Milliarden Euro. Im Mai beschlossen die EU Staaten weitere Milliarden Kredite für Griechenland.  Aber im Gegenzug verlangten sie rigorose Sparmaßnahmen, überwacht von der Troika aus IWF, EZB und EU- Kommission. Außerdem wurden Schulden in Höhe von 5,5 Milliarden Euro erlassen.

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Der eindrücklichste antike Teil, die Palästra in Olympia, eine der Trainingsstätten

Zu den Sparauflagen gehörten die Privatisierungen von Häfen und Flughäfen. Der wichtigste Hafen Piräus wurde an das kommunistische China verkauft, das damit einen Fuß direkt im europäischen Binnenmarkt hat. Im Juli 2011 wurde ein weiteres Hilfspaket für Griechenland beschlossen über 109 Milliarden Euro.

Haushaltsdefizit und Korruption

Im September 2011 meldete die griechische Regierung, das  werde in dem Jahr -8,8% betragen. Dies war ein weiteres Indiz, dass die Reformbemühungen nur schleppend vorankommen. Im Oktober stellte die Troika in einem Bericht fest: der zusätzlich Finanzbedarf Griechenlands mache 444 Milliarden Euro aus. Diese unvorstellbare Summe wies auf große strukturelle Probleme in der griechischen Wirtschaft, in der Gesellschaft und im Staat hin. Die Korruption ist weit verbreitet. Nach Expertenschätzungen haben superreiche Griechen durch Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit ein Vermögen von 200 Milliarden Euro angehäuft. Würde die Steuerverwaltung in Griechenland funktionieren und würden auch die Gewinne aus diesen Vermögen versteuert, bedürfte es keiner Hilfskredite.

Austreten aus der EU oder bleiben

Zur Zeit der internationalen Finanzkrise wurde diskutiert, ob Griechenland besser aus der Euro Zone ausscheiden sollte, nicht aus der EU (!),  um dann mit einer abgewerteten Drachme wieder wettbewerbsfähiger zu werden. Dann wären griechische Exporte günstiger für die ausländischen Nachfrager geworden, aber Importe teurer. Die Importe belaufen sich 2019 auf 62 Milliarden US Dollar. Die Exporte nur auf  38 Milliarden US Dollar. (statista)  Da Griechenland also einen Importüberschuss hat  hätte das Ausscheiden unter diesen Bedingungen zu keiner Verbesserung der wirtschaftlichen Situation geführt, sondern zum Gegenteil. Außerdem müsste Griechenland die aufgenommenen Schulden weiter bedienen. Und bei einer Abwertung der Drachme wären die Zinszahlungen noch umfangreicher. Und vor einem späteren Wiedereintritt in die Euro-Zone hätten all die notwendigen Reformen, die Griechenland hat vollbringen müssen, ebenso stattfinden müssen. Denn vor dem Eintritt des Landes hatte keiner (der dafür zuständigen Europäer) so genau hingeguckt.

Notwendige Reformen

Auf Grund der langen Fremdherrschaft des osmanischen Reiches über Griechenland war die Pflicht zur Zahlung von Steuern an die Kalifen verhasst. Die „Kunst“ der Steuervermeidung wurde so zu einem Element des Nationalcharakters der Griechen. Diese „Kunst“  lebt auch nach Erlangung der Selbstbestimmung weiter. Die Verpflichtung zur Zahlung von Mehrwertsteuer steht weitgehend nur auf dem Papier. Griechenland hatte kein Grundbuchamt.  Verwandte von verstorbenen Rentnern kassierten deren Rente einfach weiter. Einige der erforderlichen Reformen sind inzwischen durchgeführt. Aber:

Der Verschuldungsgrad

des griechischen Staates beträgt 2019 laut statista, also vor der Corona Pandemie 176,64%.  In dieser Krise dürfte er weiter ansteigen – nach dem Maastricht Vertrag sind maximal 60% erlaubt. Die Situation ist nur tragbar, weil die EZB die Zinsen für Staatskredite so niedrig hält. Ob Griechenland aus eigener Kraft die jetzige schwere Wirtschaftskrise meistern kann ist mehr als fraglich. Die Arbeitslosigkeit betrug im Januar 2020, also vor Corona 17% und dürfte bis Jahresende stark ansteigen.  Trotzdem war und ist es richtig, Griechenland in der Euro Zone zu halten. Denn letztlich modernisieren die Reformen das Land – auch wenn sie schleppend sind. Aber es gibt jetzt beispielsweise ein landesweites Grundbuchamt. Auf mittelfristige Sicht wird Griechenland so fit für den internationalen Wettbewerb. Helfen wir Griechenland bei den Reformen, kommt uns das morgen und übermorgen als Exportland zu gute.

3. Entwicklungsperspektiven und Herausforderungen

Die Türkei hat am 16. 8. 1974  den Nordteil Zyperns völkerrechtswidrig  besetzt und von dem griechischen Teil getrennt.  Auf Grund der immer noch vorhandenen Feindschaft der Türkei zu Griechenland hat Griechenland  – gemessen an der Bevölkerungszahl und der Wirtschaftskraft – ein überdimensioniertes Militär. Die Spannungen mit der Türkei eskalierten 2020 in Bezug auf die Frage, wer vor der griechischen und der zypriotischen Küste nach Erdgas oder Öl bohren darf. Die Türkei verweigert sich Verhandlungslösungen und so verschärft sich der Konflikt.

Außerdem hat Griechenland eine besondere Last in der internationalen Flüchtlingskrise zu tragen. Eins der vielen Flüchtlingslager, Moria auf Lesbos, unmittelbar vor dem türkischen Festland mit 12 000 Personen völlig überbelegt, brannte im Spätsommer nieder. Griechenland fühlt sich allein überfordert, weil es keine Einigung auf eine „europäische Lösung“ gibt. Besonders osteuropäische Staaten weigern sich, auch nur eine kleine Zahl von, meist muslimischen Flüchtlingen aus Syrien oder Afghanistan aufzunehmen.

2019 betrug der HDI für Griechenland 0,963, ein sehr hoher Wert.

Leben und Kultur

Eine international anerkannte und gewürdigte Griechin ist Melina Mercouri, Schauspielerin und Politikerin. Sie hat sich im Kampf gegen die Militärdiktatur nach dem Putsch von 1967 verdient gemacht. Und sie hat sich ausdauernd für den Schutz und die Förderung der Kultur eingesetzt. „Ohne Kultur ist die Barbarei nicht fern“ sagte sie 1982 auf einer Veranstaltung Europalia. 2020, sozusagen als Wiederhall ihres Statements wird gemeldet, dass ein griechisches Gericht die rechtsradikale Partei „Goldene Morgenröte“ verboten hat und ihre Vertreter im Parlament angeklagt hat. Sie sollen in die Ermordung eines Journalisten verwickelt gewesen sein!

Kulinarisch wird Griechenland aus deutscher Sicht mit Gyros, Souvlaki und Tsatsiki, mit schweren Weinen und Bauernsalat mit Oliven und Schafskäse in Verbindung gebracht. Der kraftvolle Tanz Sirtaki mutet ein wenig melancholisch an.