Europäisches Chip Gesetz seit Sept. 2023 in Kraft
Das europäische Gesetz soll die technologische Unabhängigkeit Europas stärken. Dafür soll es sowohl zum digitalen wie auch zum ökologischen Wandel beitragen. Chips bzw. Halbleiter sind Bausteine aller elektronischen Produkte. Damit sind sie in allen Branchen für fast alle modernen Produkte heute unverzichtbar, selbst in Spielen sind sie zu finden.
Die Störung der Lieferketten während der Corona-Zeit hat die Abhängigkeit des europäischen Marktes besonders von asiatischen Märkten überdeutlich werden lassen. Deshalb soll die Verordnung zu einem schnellen Aufbau der Halbleiter-Produktion in europäischen Ländern führen. Damit hofft die EU-Kommission, bis 2030 den europäischen Anteil an der weltweiten Halbleiterproduktion auf 20 Prozent auszubauen.
Das Gesetz verfolgt fünf strategische Ziele:
- Stärkung der Forschungs- und Technologieführerschaft, sowie
- Aufbau und Stärkung der Innovationsfähigkeit Europas bei der Entwicklung, Herstellung und Verpackung fortschrittlicher Chips
- Schaffung eines angemessenen Rahmens für die Steigerung der Produktion bis 2030, außerdem
- Bewältigung des Fachkräftemangels und Gewinnung neuer Talente, darüber hinaus
- Entwicklung eines vertieften Verständnisses globaler Halbleiter-Lieferketten
Chipfabrik von TSMC in Dresden erhält grünes Licht
Für Deutschland ist bereits ein Jahr später eine doppelte Folge des europäischen Gesetzes eingetreten. Denn die EU-Kommission hat eine beihilferechtliche Genehmigung erteilt für eine Förderung von 5 Mrd. Euro zum Aufbau einer Halbleiterfabrik in Dresden. Und das passierte zeitgleich zum Spatenstich Ende August 2024.
TSMC ist ein taiwanesischer Chiphersteller. Mit ihm haben sich für dieses Projekt zusammengeschlossen: sowohl Bosch, sowie Infineon und auch NXP. Letztere ist eine niederländische Halbleiterfirma. Geplant sind Investitionen von 10 Mrd. Euro. Und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) will davon die Hälfte zusteuern. Dazu der Minister: „Deutschland kann sich auf eine neue, hochmodernde Chipfabrik freuen, die die Versorgung mit innovativen Chips hierzulande und in Europa stärkt“. Und sie adressiert „bestehende und künftige Bedarfe der Anwenderindustrien“ und schafft außerdem tausende High-Tech Arbeitsplätze. Mittelfristig ist an 2000 Arbeits-Plätze gedacht. Nicht gerechnet sind dabei die umliegenden Industrie- und Dienstleistungsplätze. Die Inbetriebnahme ist bis Ende 2027 geplant.
Der CEO von Infineon spricht im Sept. 2025 sogar von insgesamt 100.000 Arbeitsplätzen, die mit allen Zulieferbetrieben für die sächsische Halbleiter-Industrie entstehen können, wenn es genügend qualifizierte Arbeitnehmer*innen gibt.
Okt. 2025: Jetzt wird bekannt: die Niederlande haben den Computer-Chiphersteller Nexperia von seinem chinesischen Eigentümer übernommen. Die Entscheidung erfolgte auf Grundlage des nationalen Gesetzes zur Sicherstellung der Warenverfügbarkeit. Aber er wird „von der Regierung als außergewöhnlicher Schritt beschrieben“, der nur, wenn es „unbedingt notwendig“ ist, erfolgt. Da das Wirtschaftsministerium als Grund angibt, „entscheidendes technologisches Know-how und zentrale Produktionskapazitäten“ in Europa zu sichern, ist die Bekanntgabe „gravierende(r) Mängel in der Unternehmensführung“ ggfs. nicht der ausschlaggebende Punkt, sondern eher eine Abgrenzung von China. Inzwischen sickert durch, dass die USA monatelang auf eine Absetzung des chinesischen Geschäftsführers gedrängt haben.
Und ein paar Tage später, am 22.10. erfahren wir in den ZDF-Nachrichten, dass China die Lieferung von Chips nach Europa, die China endfertigt, aufgrund der Vorgänge gestoppt hat. Diese aber sind in so gut wie allen deutschen Autos verbaut und vonnöten. Außerdem will China Exportbeschränkungen für seltene Erden verhängen. Die EU bemüht sich nun um Schadensbegrenzung.
Da NXP mehrfach den Besitzer sowie den Namen gewechselt hat, ist schwer zu übersehen, ob auch die Beteiligung in Dresden von diesem erneuten Wechsel betroffen ist.
Genehmigung aus Brüssel am 21.2.2025
Die EU-Kommission hat die von Berlin geplante Beihilfe von 920 Millionen Euro für den Bau der Smart Power Fab von Infineon im Rahmen des European Chips Act genehmigt. Der Bau begann 2023. Die Eröffnung plant Infineon inzwischen für 2026. Den Standort Infineon Dresden hat Siemens bereits 1994 gegründet. Heute arbeiten dort bereits 3.900 Mitarbeiter*innen für die Halbleiter-Herstellung.
Sie produzieren Softwarelösungen, Treiber und Mikrocontroller auf Basis von Silizium. Sie schreiben: Siliziumkarbid und Galliumnitrid sind entscheidend, um neue Maßstäbe bei Energieeffizienz und grünem Strom zu setzen.
Angeblich die größte Chipfabrik Europas wird in Dresden bereits seit 25 Jahren betrieben und zwar von der amerikanischen Firma Globalfoundries. GlobalFoundries ist ein Auftragsfertiger für Halbleiter. Infineon designt und entwickelt Chips, während GlobalFoundries diese für Infineon und andere Unternehmen fertigt.
Dieser Hersteller will erneut 1,1 Mrd. US $ am Standort Dresden investieren. Bereits jetzt arbeiten im „Silicon Saxony“ rund 3.200 Menschen für das US-Unternehmen. Nach längeren Verhandlungen mit der Bundesregierung scheint diese einen „förderunschädlichen Projektbeginn“ genehmigt zu haben nun auch hier mit einem dreistelligen Millionenbetrag einspringen zu wollen. Globalfoundries produziert in Dresden unter anderem Microcontroller und Chips für die Autoindustrie.
Förderung für weitere Projekte in diesem Bereich
Offenbar plant die neue schwarz/rote Bundesregierung weitere ca. 2 Mrd. für rund 20 Chip-Projekte. Dazu zählen unter anderem Vorhaben von X-Fab, Vishay, AMTC und Zeiss. s. dazu auch FMC.