Das Großprojekt in Alfeld
Strom aus Erneuerbaren fließt nicht so konstant wie der aus fossilen Quellen. Selbst an einem einzigen Tag kann die Schwankungsbreite zu groß sein, um alle zuverlässig mit Strom zu versorgen. Die Stromnetze müssen unterstützt werden. Deshalb sind vermehrt Speicher notwendig, die eine Überschussproduktion auffangen können, um den Strom bei Windflaute oder mangelnder Sonnenabstrahlung wieder abgeben zu können.
Niedersachsen hat nun die Genehmigung erteilt, einen Großspeicher zu bauen. Statt einer Stunde kann dieser zwei Stunden Strom speichern. Der Batteriegroßspeicher wird eine Leistung von 137,5 Megawatt und eine Speicherkapazität von 275 Megawattstunden haben. Die Kapazität des geplanten Alfelder Speichers soll ausreichen, um eine Million Haushalte für eine Stunde mit Strom zu versorgen.
Weitere Stromspeicher in Planung
Da Speicherkapazitäten in erheblichem Umfang notwendig sind, um die Energiewende voran zu treiben, sind weitere Großspeicher in Planung. Mehrere Unternehmen, deutsche, wie europäische und US-amerikanische beteiligen sich an diversen Planungen. So soll in Sachsen-Anhalt ein noch größerer Speicher entstehen mit 300 Megawatt. Auch für die Oberlausitz gibt es Pläne. Über die Jahre ist das Ziel, zwei bis drei Millionen Haushalte kontinuierlich mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Und weitere Unternehmen möchten an zusätzlichen Standorten Speicher bauen, wenn auch kleineren Ausmaßes. Das alles ist notwendig, denn der Ausbau der Erneuerbaren schreitet ja zügig voran. Während wir in Deutschland jetzt zu gut 40% Strom aus Erneuerbaren haben, sollen es 2030 um die 65% sein.
Das Gute: Die Großspeicher-Anlagen sind schnell und relativ einfach zu errichten. Die Batterien sind in vorgefertigten Containern untergebracht. Die Herstellerfirma liefert die Speicher schlüsselfertig. Betreiber müssen lediglich das Fundament vorbereiten und für einen leistungsfähigen Stromanschluss sorgen. Die genannten Standorte bieten sich geradezu als Standorte an, weil dort stillgelegte Kraftwerke genutzt werden können.
Geschätzter Speicher-Bedarf 2030
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) hat dazu eine Untersuchung gemacht. Diese schätzt den Bedarf für Deutschland auf 83 Gigawattstunden. Das sei in etwa das 200fache der derzeitigen Kapazität. Andere Quellen kommen zu anderen Berechnungen. Insofern ist es gut zu hören, dass sich auch z.B. VW um Riesen-Speicher – 700 Megawattstunden – für sein Werk bemühen will.
In Bezug auf die Installation von Großspeichern scheint sich ein Boom abzuzeichnen. Experten sehen eine starken Preisverfall bei den Batterien und damit die Chance auf große Gewinnmöglichkeiten für die Energieunternehmen. Das wird vermutlich weitere Investoren anlocken. Denn die Betreiber der Großspeicher könnten den Strom z.T. tagsüber günstig einkaufen und abends teuer verkaufen. Und es gibt weitere Vorzüge, wie geringere Netzentgelte und Steuern etc.
Aber auch die gut 1,5 Millionen Heim-Speicher, die private Hausbesitzer von Solaranlagen dazu gebaut haben, besitzen bereits eine Gesamt-Kapazität von 13 Gigawattstunden in Betrieb. Nachgedacht wird u.a. auch darüber, inwiefern Autobatterien als Reserve einbezogen werden können. Dafür braucht es allerdings bidirektionales Laden in den Autos, sowie sog. Smart-Meter in den Häusern, die den Stromfluss in beide Richtungen messen können. Voraussetzungen, die in anderen europäischen Ländern bereits umgesetzt werden. Mit anderen Worten, es tut sich viel in Richtung Transformation weg von den Fossilen hin zu den Erneuerbaren.