Kenia gehört zu den Gebieten, in denen Start ups entstehen.
Bisher gehörten Ägypten und Südafrika eher zu den Regionen, in denen Innovationen eine Chance auf Verwirklichung hatten. In den letzten Jahren kommt auch Kenia ins Blickfeld von Investoren. Statt knapp 60 junger Firmen in 2020 stieg die Zahl im nächsten Jahr schon auf knapp 90 und auch die Investitionssumme stieg erheblich. Hier ein Beispiel:
Nzambi Matee, eine junge Frau aus Kenia, hat Materialwissenschaft und Geophysik studiert, war aber von ihrem Job in der Öl- und Gasindustrie nicht überzeugt. Inspiriert von der früheren Umweltaktivistin Wangari Maathai suchte sie nach einem Weg, ihr erworbenes Wissen in ein nachhaltiges und sinnvolles Projekt zu investieren. Zwei Probleme stachen ihr in die Augen. Das eine: die riesigen Berge der auch in Kenia anfallenden, nicht weiter recycelbaren Plastikprodukte. Das andere: der immense Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. Was aber machte das Wohnen so teuer? Ihre Recherchen ergaben: vor allem der Beton, der allein für 60% der Kosten zuständig sei. Die Verbindung dieser beiden Komponenten führte 2017 zur Gründung ihres Start-ups: Gjenge Makers
Die Verwandlung von Plastikmüll zu „Ziegelsteinen“
Nach neun-monatigem Experimentieren war der von ihr entwickelte Plastikstein überzeugend. Sie benötigte dann nochmal ca. ein Jahr, um aus diversen Metallteilen eine Maschine zu bauen, um zu einer Massenproduktion zu kommen. Nun konnten ihre Mitarbeiter 1000 bis 1900 Steine am Tag fertigen. Dazu verarbeitet das start up mit 100 festen Mitarbeitern 500 Kilo Plastikmüll pro Tag. Dieser kommt allerdings nicht nur von Firmen. Sondern ein Netzwerk aus vielen freien Mitarbeitern, Frauen und jungen Menschen, sammelt den Plastikmüll in der ganzen Stadt ein. Zunächst werden die Steine zum Pflastern von Schulhöfen, Parkflächen etc. verwendet. Denn für eine größere Produktionsanlage fehlte das Geld.
Eine non-profit Organisation aus Hamburg als Investor
Deutsche Entwicklungshilfe investierte früher in der Regel nur in Projekte, nicht in start ups. War das Geld aufgebraucht, zerfiel das Projekt oftmals wieder. Ein start up allerdings, von einem/r Afrikanerin gegründet mit bereits vor Ort investiertem Know How lohnt sich auch für Investoren. Bei Gjenge Makers ist Impact eingestiegen. Dessen Geschäftsführer hat früher die Welthungerhilfe geleitet. Jetzt investiert er in Afrika in grüne nachhaltige Projekte als Wagniskapitalgeber, wenn sie für Arbeitsplätze sorgen und auch gesellschaftliche Probleme vor Ort lösen. Überdies ist es seiner Organisation gelungen, die deutschen Finanzbehörden zu überzeugen. Wovon? Dass auch Investitionen in Firmen, also das Kaufen von Anteilen, gemeinnützig sein können. „Auch wir dürfen keinen Gewinn machen. Aber wenn wir unsere Anteile an einem erfolgreichen Start-up bei einem Exit wieder verkaufen, investieren wir das Geld direkt in andere Start-ups.“
In der Elfenbeinküste entstehen Schulen aus Plastiksteinen
Hier handelt es sich um ein Unicef-Projekt. Gestartet hat Unicef das Plastik-Schulen-Projekt 2018 mit einer Recycling-Firma aus Kolumbien sowie dem Bildungsministerium. Denn in dem Land besteht vom Gesetz her theoretisch Schulpflicht. Aber es fehlen viel zu viele Schulen. Das Projekt ist ein Private-Public-Partnerschaftsprojekt: PPP-Projekt, finanziert überwiegend von Unicef mit Spenden aus Deutschland. (chrismon 1,2024, Ihre Schule ist aus Plastik). Einige Firmen „hängen sich an“, indem sie z.b. ein Prozent beim Verkauf ihrer Produkte spenden. Geplant ist die Fertigstellung von 528 Klassenzimmern bis Ende 2024.
Der Herstellungsprozess der Steine
Das Einsammeln funktioniert ähnlich wie in Kenia. Das bedeutet, dass mehrere Hundert Sammlerinnen einen fairen Preis erhalten und nicht mehr von Zwischenhändlern bzw. vom Schwarzmarkt abhängig sind. Die Plastiksteine entstehen nach Säuberung und Zerschreddern in einer Weise so, dass beim kurzen Einschmelzprozess keine Gifte entstehen. Dabei wird gleichzeitig ein Produkt zugefügt, das die Brennbarkeit der Steine verhindern soll. Das Material soll außerdem kühlere Räume ermöglichen und ist wasserabweisend. Die Steine sind -ähnlich wie Legosteine- leicht zusammenzusetzen. Im Vergleich zu den in Afrika benutzten herkömmlichen Materialien sind sie um 20% leichter. Das beschleunigt den Aufbau einer Schule enorm. Nach Herstellung des Fundaments braucht der Aufbau nur wenige Tage. Gleichzeitig ist die Haltbarkeit im Vergleich mit herkömmlichen Materialien um ein Vielfaches höher. Man geht von bis zu 100 Jahren aus.
Eine Win-win-win-Situation
Das Projekt ist aus Sicht der Beteiligten sowohl sozial, wie auch ökologisch und dennoch rechnet es sich wirtschaftlich. Ein von Frauen geführter Recyclingmarkt entsteht. Außerdem haben 50 Menschen einen festen Arbeitsplatz bei der Herstellung gefunden. Neben dem Vorteil der Beschulung von vielen Kindern entsteht auch ein gesundheitlicher Aspekt, der ein wichtiger Erfolg im Kampf gegen Epidemien sein kann. Denn zusätzlich zu den Klassenräumen lässt Unicef auch geschlechtergetrennte Latrinen und Hände-Wasch-Möglichkeiten bauen. Als ökologisch gilt das Projekt, weil es helfen soll, den Plastikmüll zu reduzieren. Das kann auch dem Klimaschutz helfen. Denn verbauter Müll wird nicht mehr verbrannt und vermeidet damit Treibhausgase sowie die gesundheitliche Beeinträchtigung der armen Stadtteile durch die Müllberge.
Grüne Schulen
Seit April 2021 geht Unicef mit dem Projekt noch einen Schritt weiter. Zu dem Zeitpunkt hatte die Organisation bereits 60 Schulen fertiggestellt. Nun begann Unicef damit, den Schüler:innen im Unterricht auch Umweltthemen nahe zu bringen. Die Schulen sollen grün werden, d.h. die Kinder pflanzen selbst Bäume und pflegen sie. Sie lernen auch, wie sie Obst und Gemüse anbauen können. Unicef versorgt die Schulen aber von Beginn an mit gutem Lehrmaterial und übernimmt auch die Ausbildung von Lehrpersonal.