Österreich – Austria gleich Ostland – ist eine deutsch-sprachige Alpenrepublik ohne Zugang zu einem der vielen Meere, die die EU umgeben. Das Land ist an drei Seiten von EU-Staaten umgeben. Das größte im Norden ist Deutschland und auch die Tschechische Republik liegt im Norden. Im Osten hat Österreich sowohl Grenzen mit der Slowakei und Ungarn wie auch im Süden mit Slowenien und Italien. Nur im Westen sind die Schweiz und das kleine Liechtenstein Nachbarn ohne EU- Zugehörigkeit. Österreich hat 8,9 Millionen Einwohner, das sind 106 im Schnitt auf dem Quadratkilometer. Die Hauptstadt ist Wien. Wien ist gleichzeitig mit New York und Genf sowie Nairobi mit der UNO-City Amtssitz der Vereinten Nationen.
1. Geschichte
Aus der jung paläolithischen Zeit stammt die berühmte Figur der altsteinzeitlichen Venus von Willendorf. Das ist eine der ältesten – erstaunlich gut erhaltenen – Plastiken der Welt, d.h. sie ist ca. 30.000 Jahre alt. Außerdem stammt die Mumie des berühmten Gletschermannes Ötzi aus den Ötztaler Alpen. Sie wird auf die Jungsteinzeit etwa um 3330 v. Chr. datiert. In der darauf folgenden Bronzezeit beginnt der systematische Abbau von Salz u.a. in Hallstadt.
Die Kelten gründeten auf dem Gebiet des heutigen Österreichs ein erstes Staatsgebilde, das Königreich Noricum. Seit 15 vor Christi Geburt war das Gebiet dann römische Provinz. Im 2. nachchristlichen Jahrhundert wurde das Christentum ausgebreitet. Während des allmählichen Niedergangs des römischen Reiches kam es im Zuge der großen Völkerwanderung zur Besiedlung durch Bajuwaren und Alemannen und im Osten u.a. auch durch Slawen.
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nationen
Ab 700 nach Chr. gehörte das Gebiet zum Frankenreich des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Im späten 8. Jahrhundert war es Stammesherzogtum im Reich von Karl dem Großen. 976 wurde die „Markgrafschaft Österreich“ unabhängig von Bayern und damit ein eigenständiges Territorium im Heiligen Römischen Reich.
Ab 1282 waren die Habsburger die Landesherren und dehnten ihre Herrschaft als Erzherzogtum Österreich aus. Ab 1438 hatten sie fast immer die begehrte Kaiserwürde inne und waren daher vorherrschend im (dt.) Reich.
Standhalten gegen die Osmanen
Vom späten 15. Jahrhundert bis 1690, also über 200 Jahre lang, war Österreich ständigen Angriffen durch das Osmanische Reich, das von Ungarn westwärts vordrang, ausgesetzt. Die kriegerischen Türken kamen in den Sommermonaten, verpflegten sich – natürlich immer plündernd – aus dem Durchzugsgebiet und kehrten, wenn es zu kalt wurde, im Herbst in ihr angestammtes Gebiet zurück. 1683 befehligte der Großvisier Kara Mustafa zum zweiten Mal ein riesiges Belagerungsheer von 120 000 (oder sogar 200.000) Mann. Sie lagerten vor den Toren der nach außen gut geschützten Stadt Wien. Mit ihrer Elitetruppe der berüchtigten Janischaren versuchten sie deshalb, die Befestigungsanlagen von Wien durch Tunnel zu untergraben. Die Verteidiger der Stadt stellten allerdings Wasserbottiche in den Straßen auf. Sobald der Boden durch unterirdische Sprengungen erzitterte, kräuselte sich das Wasser und die Wiener wussten, wo sie unterminiert und unterirdisch angegriffen werden sollten.
Hilfe kam von außerhalb
Polens König Jan III. Sobieski brachte zusätzlich Hilfe. Er führte ein Entsatzheer heran und zusammen mit Hilfe weiterer Truppen des Heiligen Römischen Reiches wurden die Osmanen in der Schlacht am Kahlen Berge im September 1683 endlich geschlagen.
Wertung
Wie aggressiv expansiv das osmanische Reich war und blieb, erkennt man aber daran, dass Serbien erst bittere 200 Jahre später, nämlich 1878 die türkische Vorherrschaft abschütteln konnte. Dieses über Jahrhunderte jährlich neu verfestigte Trauma der Unterjochung scheint bis heute hin ein nicht überwundener, tief sitzender Bestandteil serbischer Identität zu sein. Und vielleicht spielt es -ohne dass es den Österreichern noch heute bewusst ist – auch für sie noch eine Rolle. Sie pochen ständig auf die ihnen so wichtige Neutralität.
Katholizismus und Heiratspolitik
Die Habsburger als politische Herrscher sahen sich dafür verantwortlich, in ihrem Kaiserreich die Reformation zurückzudrängen und dem Katholizismus eine sichere Vormachtstellung zu verschaffen. Nach der Einführung der Erbfolge auch in weiblicher Linie ab 1713 stieg Maria Theresia als Tochter Karls VI. 1740 zur Monarchin auf. Ihr Wahlspruch lautete: „Mögen die anderen Krieg führen, Du, glückliches Österreich, heirate“. So vermählte sie ihre Tochter Marie Antoinette mit dem französischen König Ludwig XVI. Doch diese – eigentlich kluge – Allianz überlebte die Französische Revolution von 1789 nicht! Denn Marie Antoinette antwortete z.B. auf die Nachricht, dass das Volk hungere, da es kein Brot gebe: Dann sollen die doch Kuchen essen! Aufgrund der generellen Abgehobenheit wurde nicht nur der König, sondern auch die Königin durch die Guillotine hingerichtet.
Machtpolitik und Kriege
Maria Theresias Wahlspruch hinderte die Monarchin allerdings nicht, bei der Aufteilung des großen Polnisch-Litauischen Reiches zwischen dem zaristischen Russland, dem Königtum Preußen sowie Österreich auch selber zuzulangen. Sie verleibte Galizien ihrem eigenen Reich ein sowie Lodomerien, insgesamt ein Gebiet etwa von Krakau bis weit über Lemberg hinaus. Außerdem führte sie mit Friedrich dem Großen von Preußen auch Kriege um Schlesien, die sie allerdings verlor.
Reichsdeputationshauptschluss: Ende eines Herrschaftssystems
Unter dem Druck des französischen Kaisers Napoleon musste Franz II. 1806 beim Reichsdeputationshauptschluss die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches niederlegen. Damit endete dieses europäische Herrschaftssystem, das ab 700 nach Christi Geburt über mehr als Tausend Jahre die verschiedensten Völkerschaften zusammengehalten hatte.
Bis 1867 folgte dann das Kaiserreich Österreich. Franz II. hatte es Napoleon gleich getan und sich in Voraussicht der durch Napoleon verursachten Entwicklungen vorsorglich 1804 als Franz I. zum Kaiser von Österreich gekrönt. Dies blieb immer noch ein Vielvölkerstaat. Denn in ihm wurden neben deutsch, ungarisch und italienisch, auch tschechisch, polnisch und ukrainisch gesprochen, sowie rumänisch, kroatisch und serbisch, außerdem noch slowenisch und slowakisch. Diese 11 Sprachen sind fast die Hälfte der 24 Amtssprachen der EU, wobei heute weder die Ukraine noch Serbien zur Europäischen Union gehören.
Restauration des monarchischen Prinzips
Außenminister und späterer Staatskanzler dieses Kaiserreichs Österreich bzw. Österreich-Ungarns war Klemens Wenzel Nepomuk Lothar von Metternich, der 1773 in Koblenz-Metternich das Licht der Welt erblickt hatte. Besonders auf dem einflussreichen Wiener Kongress 1814/15 stellte er nach dem endgültigen Sturz von Napoleon I. die Weichen für die Neuordnung des europäischen Kontinents fast für die nächsten Hundert Jahre.
Metternich war ein überzeugter Reaktionär, der auch weiterhin Vertreter des monarchischen Prinzips blieb, sowie ein Kämpfer gegen nationale und liberale Bewegungen in Italien und auch in Deutschland. Österreich war ab 1815 Mitglied des Deutschen Bundes. Nach der Revolution von 1848 wurde Metternich kurzzeitig aus Wien vertrieben. Zwar floh er nach London, kehrte aber schon ein Jahr später wieder zurück, um weiterhin die Restauration früherer Verhältnisse zu unterstützen.
Ausschluss von Österreich
1866 kam es zum Krieg zwischen Preußen und Österreich. Im Nord-Deutschen Bund setzte Reichskanzler Otto von Bismarck die kleindeutsche Lösung durch, die Preußen die Vorherrschaft sicherte und Österreich außen vor ließ. Das geschwächte Österreich sah sich gezwungen, Reformen durchzuführen, u.a. die Einführung einer konstitutionellen Monarchie.
Als 1914 der etwas progressivere österreichische Thronfolger in Sarajewo von serbischen Nationalisten ermordet wurde, schlitterte Österreich als Verbündeter Deutschlands „schlafwandlerisch“ (Christopher Clark) in den 1. Weltkrieg. Dieser war die erste Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Auf der anderen Seite standen, ebenfalls durch Beistandsverpflichtungen verbunden, England und Frankreich sowie das zaristische Russland als „Schutzmacht“ Serbiens.
Ende von Österreich-Ungarn
Nach der Niederlage von Deutschland und Österreich 1918 verlor Österreich gemäß dem Vertrag von Saint Germain Südtirol an Italien. Ungarn war schon vor Kriegsende aus der Gemeinschaft mit Österreich ausgetreten. Weitere Balkanländer wurden dem neu gebildeten Königreich Jugoslawien zugeschlagen. Am 12.11.1918 wurde die Republik Österreich ausgerufen. Das Frauenwahlrecht wurde eingeführt und der Adel 1919 abgeschafft. Überdies kam es zu bedeutenden Sozialreformen wie der gesetzlichen Festlegung auf den Acht-Stundentag. Außerdem führte die Republik die Sozialversicherung ein und schuf die gesetzliche Arbeiterkammer als Vertretung von Arbeitern und Angestellten.
Ein politisch zerrissenes Land
Ende der 20er Jahre begannen – auch wegen der weltweiten Wirtschaftskrise – turbulente Zeiten. Die gesellschaftliche Pluralisierung schritt fort. Auf der einen Seite standen diejenigen, – die sozialistisch orientiert – den Austromarxismus propagierten. Auf der anderen Seite diejenigen, die die Meinung vertraten, eine Demokratie sei nicht in der Lage, die Probleme zu lösen. Sie orientierten sich am Faschismus von Mussolini in Italien. Und sie machten Österreich von 1933 bis 1938 zu einem austro – faschistischen Ständestaat.
Von daher war die Einverleibung in das Deutsche Reich unter nationalsozialistische Herrschaft 1938 eher nicht eine feindliche Übernahme, zumal die Massen die einmarschierende Wehrmacht jubelnd begrüßten. Von den deutschen Faschisten wurden zwei Konzentrationslager errichtet. Das bekanntere in Mauthausen entstand schon im Sommer 1938. das andere in Gusen. Allein in Mauthausen wurden etwa 100 000 Häftlinge ermordet. Die Verfolgung und Ausrottung der jüdischen Bürger*innen begann unmittelbar nach dem „Anschluss“.
Die vom Selbstmitleid geprägte Nachkriegszeit
Nach 1945 wurde die Republik wiederhergestellt. Doch zunächst war der größte Teil Österreichs sowjetische Besatzungszone. Gegen das Bekenntnis zur „ewigen“ Neutralität erhielt Österreich 1955 die volle Souveränität zurück und die Besatzungstruppen zogen ab. Nach der österreichischen Verfassung wird der Bundespräsident direkt vom Volk gewählt. Kurt Waldheim war von 1968-1970 Außenminister und von 1972-1981 sogar neun Jahre lang UN-Generalsekretär. Von 1986-1992 wurde er dann Bundespräsident, aber gleichzeitig begann die sog. „Waldheim – Affäre“. Sie zog sich bis über das Ende seiner Präsidentschaft hinaus. Dabei ging es um mögliche Verstrickungen seinerseits in Kriegsverbrechen, die er verschwiegen hatte. Das bis dahin vorherrschende Selbstmitleid der Österreicher, das in der Legende von der „Opferrolle“ gipfelte, wurde in diesen Diskussionen erstmals aufgebrochen.
Die parteipolitische Lage und die Auswirkungen der Geschichte
Lange Zeit gab es in Österreich große Koalitionen zwischen SPÖ und ÖVP. 1995 trat Österreich der EU bei, einem wirtschaftlichen Bündnis, das sich auch als Frieden stiftend versteht.
Die kontroversen Diskussionen zur historischen Rolle Österreichs im 20. Jahrhundert ab 1985 führten aber nicht nur zu dem Beginn einer partiellen, aber engagierten Aufarbeitung in Österreich, sondern auch zum Erstarken eines sehr nationalkonservativen Lagers. Zunächst verband sich dieses mit dem Namen Jörg Haider, einem Sohn von äußerst überzeugten NS-Parteigängern. Später dann erhielt der Name H.C. Strache eine immer größere Bedeutung bis schließlich zu dessen Regierungsbeteiligung unter dem „smarten“ Kanzler Kurz. Die Ibiza-Affäre beendete allerdings vorerst die politische Bedeutung dieses Lagers. Auch der verdächtig junge Kanzler stürzte – erst sehr viel später – über Wahltäuschungsmanöver zu eigenen Gunsten mit Hilfe manipulierter Umfragen und aufgrund von dazu eingesetzter Bestechlichkeit.
2. Grunddaten
Das kaufkraftbereinigte BIP pro Kopf lag 2019 bei 58.850,- US Dollar. Österreich gehört damit zu den reichsten Ländern der EU.
Die Wirtschaftsstruktur gliedert sich nach dem Beitrag zum BIP: Land- und Forstwirtschaft und Fischerei machen nur 1,2% aus. Güterproduktion und Bergbau sowie Energie- und Wasserversorgung tragen 23% bei und Dienstleistungen 70,7%. Der Dienstleistungssektor ist von dem ganzjährigen Tourismus geprägt. Damit ist Österreich allerdings von den Einschränkungen durch die Corona Pandemie besonders betroffen. Die Güterproduktion ist gekennzeichnet durch den Maschinenbau und die Kfz-Zulieferer. Einige hochspezialisierte mittelständische Unternehmen gehören zu den Weltmarktführern. Der Global Competitiveness Index sieht Österreich 2017 auf Platz 18 von 137 Ländern. Der Index der wirtschaftlichen Freiheit weist Österreich Platz 32 von 130 Ländern zu.
Österreich hat durch Volksabstimmung entschieden, auf die Nutzung der Kernenergie zur Stromerzeugung zu verzichten.
Österreich in der EU
Das Land gehört zu den Netto-Zahlern zum EU Budget. 2015 flossen 2,52 Milliarden Euro nach Brüssel, 1,79 Milliarden kamen zurück. Seit 1995, dem Jahr des EU Beitritts, haben sich die Exporte der österreichischen Wirtschaft, in gut 20 Jahren, mehr als verdreifacht auf jährlich 87 Milliarden Euro. Durch die EU Mitgliedschaft entstanden jährlich 17 000 Arbeitsplätze zusätzlich (Studie Wifo). Auch die indirekten Effekte der EU Mitgliedschaft kommen dem Land zugute. Die österreichische Wirtschaft profitiert von den Investitionen in die von der EU geförderten Mitgliedsländer. Rechnen wir diese ein, so machen sie Österreich eigentlich zum Nettoempfänger (Österreichische Nationalbank).
Tirol, Südtirol und Trentino sind ein erfolgreiches Beispiel regionaler Zusammenarbeit über Österreichs Grenzen hinaus. Gefördert wird dies von der EU.
Österreich gehört zu den Gründungsmitgliedern des Euro.
Leider ist Österreich durch eine hohe Medienkonzentration gekennzeichnet: Zum „Zeitungsriesen“ Mediaprint gehören die auflagenstärkste „Kronen Zeitung“, außerdem „News“ und „Profil“ sowie der „Kurier“.
Die Neutralitätspolitik Österreichs heute
Spätestens der russische Angriff auf die Ukraine stellt die Frage, wer wie in der EU wozu steht. Die Abhängigkeit von russischem Öl hat eine lange Tradition in Österreich. Zu Beginn des russischen Krieges bezog Österreich 80% aus Russland, heute immerhin noch 60%. Der Energiekonzern OMV, der z.T. in staatlicher Hand ist, hat 2018 Lieferverträge über 40 Jahre abgeschlossen. Er ging aus der sowjetischen Mineralölverwaltung hervor. Die früheren Kanzler Schüssel und Kern hatten Aufsichtsratsposten in russischen Unternehmen. Und die rechtspopulistische FPÖ unter Kanzler Kurz hat 2016 einen Freundschaftsvertrag mit Putin abgeschlossen – nachdem Russland bereits die Krim besetzt und die Ostukraine okkupiert hatte. Wie weit Österreich die EU-Sanktionspolitik gegen Russland wirklich mitträgt ist umstritten. Zumal die Außenministerin Karin Kneissl, die Putin zu ihrer Hochzeit einlud und einen Hofknicks vor ihm zelebrierte, ihren Wohnsitz und ihre Arbeit inzwischen nach St. Petersburg verlegt hat.
Oft nicht im Gleichklang mit der EU
Der vom Land „gehegte und gepflegte Mythos“ der Neutralität wird immer dann hervorgeholt, wenn es politisch und vor allem wirtschaftlich opportun erscheint. Er führt z.B. dazu, dass Österreich der Ukraine keinerlei militärische Unterstützung gewährt und oft auch zu anderem Sonderverhalten in Brüssel, wenn die EU um Einheit bemüht ist.
Leben und Kultur
Als im Weltmaßstab hervorragende Komponisten aus Österreich sind zu nennen: Josef Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Strauß und Gustav Mahler. Als Schriftsteller sind zu erwähnen Hugo von Hofmannsthal, sowie Stephan Zweig und Franz Werfel. Auch der Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud stammt aus Österreich. Der Maler Gustav Klimt gehört zu denen, der heute am Kunstmarkt höchste Preise erzielt.
Kulinarisch in aller Munde ist einerseits das Wiener Schnitzel andererseits die Sachertorte.