Die Wetter- und Ozeanografie-Behörde der USA warnt
Für den August 2023 hat die Behörde berechnet: 48% der Weltmeere sind von Hitzewellen betroffen. Allerdings erreicht der August mit 21.1 Grad Oberflächentemperatur nicht nur den höchsten Wert seit den Aufzeichnungen, sondern Temperaturen von 21 Grad – und bei uns im Sommer mehr – haben die Meere seit bereits März, also sechs Monate in Folge. Gleichzeitig ist der eisbedeckte Teil der Meeresoberflächen geringer denn je. In einer solchen Hitzewelle kletterte die Wassertemperatur vor der Küste von Florida im August 2023 z.B. über 38°.
Auf diese Besorgnis erregenden Rekorde folgten prompt ebensolche Rekorde der Lufttemperaturen: der heißeste Juni, der heißeste Juli und der heißeste August. Das europäische Klimaforschungsprogramm Copernicus errechnete damit als weitere Anomalie „den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen“.
El Niño aber beginnt gerade erst
Viele beruhigen sich damit, dass das pazifische Strömungsmuster ja immer für überdurchschnittliche Erwärmung sorge. Bei diesem Phänomen, das sich alle drei bis sieben Jahre wiederholt, schwächen sich die Passatwinde über dem tropischen Pazifik ab. Wärmeres Wasser dringt dadurch über dem Pazifik nach Osten vor. Das beeinflusst auch unser Wetter. Die hohen Temperaturen der Meere im Frühjahr gingen jedoch dem Effekt El Niño bereits voraus. Denn bei der Oberflächentemperatur der Meere gibt es zwei Gipfel, einen am Ende unseres Sommers. Der Gipfel des Frühjahrs entsteht aus dem auslaufenden Südsommer. Denn die Südhalbkugel hat viel mehr Ozeanfläche als der Norden. So analysiert der Meeresforscher Mojib Latif: „Eigentlich ist die Erwärmung in den Meeren der beste Indikator für den Klimawandel.“ Das ist plausibel. Denn die Meere sind der Hauptspeicher für die menschengemachten CO²-Emissionen. Die Meere haben bisher 90% der durch die Emissionen entstehenden Wärme aufgenommen.
Folgen der Meereserwärmung
Wärmere Ozeane bedeuten mehr Wasserdampf und mehr Energie in der Atmosphäre. Die Wahrscheinlichkeit starker Stürme steigt damit. Aber auch starke, lang anhaltende Regenfälle, die regional verharren, können eine Folge sein. Trifft die Erwärmung das relativ kleine Mittelmeer, können sich diese Folgen potenzieren. Das führte in diesem Jahr einerseits zu den enormen Regenmassen über Griechenland, Bulgarien und der Türkei mit jeweils mehreren Todesopfern und großen Verwüstungen. Weil aber das Mittelmeer so klein ist, haben es die Stürme andererseits nie weit bis zur nächsten Küste, diesmal der von Libyen. Für Ost-Libyen waren die Wassermassen eine komplette Katastrophe. Einerseits, weil die Dämme von Stauseen in den Bergen marode waren und brachen. Außerdem hatten große Abholzungen dem Wasser freie Bahn geliefert. So ergossen sich wahre Sturzfluten in Libyen über die Stadt Darna. Sie forderten Tausende von Toten.
Die Forscher der internationalen World Weather Attribution Group warnen vor einer erhöhten Gefahr von Flutkatastrophen im gesamten Mittelmeerraum. Betroffen sind aber jetzt die unterschiedlichsten Regionen der Welt: Hong Kong, Indien, Brasilien, Oman, Guatemala, Mexiko…Das zeigt ein Video, das UN Habitat veröffentlicht hat. Auch Algenblüte ist ein verstärktes Phänomen, diesmal vor der Küste Thailands. Dort hinterließ diese ein vergiftetes Mehr ohne Sauerstoff.
Weitere Folgen
Das Meer ist eine wichtige Nahrungsquelle für uns Menschen. Nicht alle Fische werden langfristig mit den höheren Temperaturen zurecht kommen. Denn der CO²-Eintrag führt auch zur Versauerung der Meere. Außerdem führt die Erwärmung zur ständig fortschreitenden Korallenbleiche, d.h. zum Absterben dieses einzigartigen Ökosystems. Das bedeutet, dass die Kinderstube sehr vieler Fische verloren geht und die kleinen Fische kein Schutzgebiet mehr zum Aufwachsen haben. Also wachsen nicht mehr genügend Fische nach, um die maritim dargebotene Ernährungssicherheit zu garantieren. Damit ist implizit auch schon das massive marine Artensterben angeschnitten. Und schließlich führt die oben bereits erwähnte großflächige Eisschmelze mittelfristig zu einem erheblichen Anstieg des Meeresspiegels. Das bedeutet, viele kleinere Inseln sowie Küstenstreifen werden in näherer Zukunft unbewohnbar werden.
Eine besonders fundamentale Anomalie zeigt die Antarktis
Aus der Satellitenperspektive wächst dem Meer um den Südkontinent herum jeden Winter ein enormer weißer Kragen aus Meereis. Im Sommer schmilzt er ab. Aber dieser Rhythmus ist inzwischen stark gestört. Der Forscher E. Doddridge von der Universität Tasmanien beschreibt einen „Zustandswechsel“ (regime shift), der wohl vor ca. 10 Jahren mit der Erwärmung der Meere begann. Das Fehlen der Eisschicht begünstigt wiederum zusätzlich die Erwärmung, da die Sonne nicht mehr reflektiert, sondern resorbiert wird.
Andere Forscher konnten mit Langzeitmessungen und Studien ab 1960 nachweisen, dass sich auch das Wasser in der Tiefsee immer weiter und schneller erwärmt. Und: die oberen Wasserschichten bis 700 Meter nehmen danach inzwischen einen geringeren Teil der Treibhauswärme auf als früher. Mit anderen Worten: Menschengemachte Einflüsse haben die Meere verändert.
Die notwendige Konsequenz
Es ist aller höchste Zeit, die CO² Einsparungen weltweit beschleunigt zu vergrößern.