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Ober- und Unterstadt mit dem Europaviertel auf dem Kirchberg im Hintergrund

Luxemburg ist eins der wenigen Länder der EU, das keinen natürlichen Zugang zu einem der Meere hat, die Europa umspülen. Es grenzt an Belgien und Frankreich sowie an Deutschland. Als Großherzogtum ist es eine parlamentarische Monarchie. Die Hauptstadt mit der auf und an dem Bockfelsen gelegenen, befestigten Altstadt heißt genauso wie das Land. 2019 hatte Luxemburg 630 000 Einwohner, davon allerdings 48% Ausländer. Luxemburg liegt geographisch fast und politisch ganz im Zentrum der EU neben Brüssel. Denn Luxemburg gehört zu den Gründungsmitgliedern der EU, u.a. wegen seiner Kohle- und Stahlproduktion. So hat der Europäische Gerichtshof – EUGH – hier seinen Sitz und ebenfalls auf dem Kirchberg sind auch die Gebäude, die die Büros der Europa-Abgeordneten beherbergen. Auch der Europäische Rechnungshof hat in Luxemburg seinen Sitz. Luxemburg  ist außerdem von Anfang an Mitglied in der Euro Zone.

1. Geschichte

Vorab sei angemerkt, dass die häufigen Wechsel des Landes von einer Herrschaft zur anderen, z. B. vom Habsburger Reich zu Frankreich und umgekehrt  oft mit „herrschaftlichen“ Heiraten zusammenhingen, aber auch mit Machtverschiebungen, diese meist nach Kriegen. Die einfache Bevölkerung hatte nichts zu sagen. Sie war Objekt der „hohen“ Politik der Fürstenhäuser.

Echternacher Springprozession, David Edgar, CC-BY-SA 3.0

Aus dem 2. Jahrhundert vor Christi Geburt finden sich Siedlungsspuren der Kelten. In der Zeit von 58-51 vor Christi Geburt gliederte Gaius Julius Caesar im Gallischen Krieg das Gebiet Luxemburgs in das Imperium Romanum ein. Im 5. Jahrhundert drängten germanische Franken die Römer wie überall zurück. Der angelsächsische Wandermönch und Missionar Willibrord gründete um 700 das Kloster Echternach. Die Stadt ist bekannt wegen der sog. Springprozession: das sind zwei Schritte vor, einer zur Seite bzw. zurück – wobei die „Tanzenden“ in den Reihen jeweils durch ein weißes Tuch einander verbunden sind. Die UNESCO erklärte diesen religiösen Brauch, der jährlich kurz nach Pfingsten ausgeführt wird, zum immateriellen Kulturerbe.

Zeitweise Fränkisches Reich, zeitweise Teil des Habsburgischen Reichs

963 datiert den Beginn der Grafschaft Luxemburg innerhalb des fränkischen Reiches. Obwohl es sich um eine recht kleine Grafschaft handelte, wird 1308 Graf Heinrich von Luxemburg zum römisch-deutschen König gewählt. Das ist als Vorstufe zu verstehen zur Krönung zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. 1477 erfolgt allerdings die Eingliederung in die römisch-deutsche Herrschaft der Habsburger, sowie außerdem die Verbindung mit den nördlichen und südlichen Niederlanden.

Ab 1659 gehörte Luxemburg dann jedoch zunächst teilweise und später ganz zu Frankreich. Aber schon 1713 im spanischen Erbfolgekrieg wird Luxemburg wieder den österreichischen Niederlande zugeschlagen und kommt dadurch erneut unter habsburgische Herrschaft. 1814 wechselt es wieder in französische Hand, um dann 1815 nach den Regelungen des Wiener Kongresses ein Bundesstaat im deutschen Bund zu werden, wobei einige Gebiete Luxemburgs erneut zu den Niederlanden kommen.

Die Luxemburgkrise von 1867 entstand durch den Versuch von Napoleon III. von Frankreich, Luxemburg von König Wilhelm III. der Niederlande zu kaufen. Es kommt jedoch zu einer Protestbewegung der Bevölkerung unter dem Slogan: „Mer welle blewe wat mir sinn“. In der zweiten Londoner Konferenz im gleichen Jahr wird Luxemburg „für immer“ als neutral erklärt.  Die Festung des deutschen Bundes in der Stadt wird deshalb geschleift. Aber sie ist dennoch imposant, denn sie teilweise erhalten und zu besichtigen. Nach dem Tode Wilhelms III. der Niederlande erhält Luxemburg schließlich die volle Selbständigkeit.

20. Jahrhundert

Im 1. Weltkrieg verletzen die deutschen Truppen die Neutralität Luxemburgs auf dem Durchmarsch gegen Frankreich. Nach dem Krieg überarbeiten die Luxemburger 1919 ihre Verfassung und gewähren auch den Frauen das Wahlrecht. 1922 etablieren sie die „Union Économique Belgo Luxembourgoise. Diese regelt u.a. die Parität der Währungen, also das Austauschverhältnis zwischen belgischem Franken und Luxemburger Franc.

Der auch in Luxemburg verbreitete Antisemitismus führt 1936 zu verschärften Einreisebestimmungen für jüdische Flüchtlinge aus dem nationalsozialistisch beherrschten Deutschland. Auch übernehmen die Luxemburger die Nürnberger Gesetze von 1935. Damit konnten z.B. Deutsche, die in Luxemburg lebten, keine Ehe mit einem jüdischen Menschen eingehen.

Kollaboration

vor den bogenförmig angeordneten gut 5000 Gräbern im Vordergrund das Grab von General George S. Patton

Im Mai 1940  besetzten deutsche Truppen Luxemburg. Die Regierung und die Großherzogin flohen ins Exil nach London. 1400 jüdische Bürger verschleppte man auch unter Mithilfe der luxemburgischen Verwaltung in deutsche Konzentrationslager, wo man sie ermordete. Dies entspricht 33% der Juden, die in Luxemburg lebten. 2015 gab es eine offizielle Entschuldigung Luxemburgs für die Kollaboration der luxemburgischen Verwaltung.

Am 19. September 1944 befreiten US amerikanischen Truppen Luxemburg erstmals. Es folgte jedoch die deutsche Ardennen Offensive, obwohl der Krieg für Nazi-Deutschland längst verloren war. Die Offensive blieb dann auch erfolglos,  forderte aber erneut viele Opfer auf beiden Seiten. Im Januar 1945 war Luxemburg dann endgültig befreit. Auch vor den Toren der Stadt Luxemburg liegen zwei große Soldatenfriedhöfe, der eine für die amerikanischen Soldaten, der andere etwas abseits für die deutschen.

BeNeLux als Beginn Europas

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Währungsunion auf die Niederlande ausgedehnt: BeNeLux.                        Die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl erkor Luxemburg Stadt  1952 zu ihrem Sitz.  Auf dem Kirchberg ist ein richtiges Europa Viertel entstanden: es beherbergt vor allen den Sitz des EUGH mit mehreren imposanten Gebäuden. Neben dem Sitz des Europäischen Rechnungshofes und dem Sitz der Europäischen Investitionsbank sind dort auch die Verwaltungsgebäude mit den Büros der Abgeordneten des Europäischen Parlament. 1985 wurde im luxemburgischen Ort Schengen das Abkommen über die Reisefreiheit ohne Passkontrolle abgeschlossen.  Das gesamte luxemburgische Volk bekam 1986 den Karlspreis verliehen wegen der Verdienste um die europäische Einigung (Angaben von Wikipedia).

2. Grunddaten

Luxemburg ist das reichste Land der EU: 2017 betrug das BIP Kaufkraft bereinigt 106.376,- US Dollar, mehr als dreimal so viel wie der EU Durchschnitt und mehr als zwölfmal so viel wie das des ärmsten EU Landes Bulgarien. Dabei muss man berücksichtigen, dass täglich viele Arbeitnehmer nach Luxemburg hinein pendeln und durch ihre Arbeit das Sozialprodukt wesentlich erhöhen. Die Staatsverschuldung lag 2018 bei 22,7%, also noch niedriger als bei den sensationell niedrigen Verschuldungen in Lettland und Litauen, aber höher als beim 3. Baltischen Staat, Estland, wo sie mit unter 10 unerreicht bleibt.

Philharmonie auf dem Kirchberg und Baustell als Symbol, dass Europa wächst.jpg

Philharmonie, dahinter das Convention Center und im Vordergrund eine Baustelle als Symbol für weiter große Bautätigkeit im Europa-Zentrum

Die Wirtschaftsstruktur wird dominiert durch den Dienstleistungssektor und innerhalb diesem durch den Finanzsektor. 2018 trug dieser Sektor satte 26,5% zum BIP von Luxemburg bei.  Vorteilhafte Rahmenbedingungen, eine internationale Ausrichtung und attraktive Steuersätze begünstigen diesen Sektor. Tochtergesellschaften von Banken aus 35 Ländern sind hier ansässig, besonders aus Deutschland. Es geht vorrangig um die Verwaltung von Fonds. 2011 galt Luxemburg noch als Steueroase gleich hinter den Cayman Islands. 2014 deckten 80 Journalisten aus 26 Ländern die Steuervermeidungsmodelle globaler Konzerne in Luxemburg auf: Luxemburg Leaks.

Die Immobilienverwaltung, die Vermietung und die Dienstleistungen für Unternehmen machen 19% des BIP aus. Handel und Gastgewerbe, Transport und Nachrichten-Übermittlung tragen 24,3% zum BIP bei. Der Fernsehsender RTL begann von Luxemburg aus mit der Ausstrahlung privatwirtschaftlicher, werbungsfinanzierter Programme des Fernsehens auch über Satelliten nach Deutschland. Die Schwerindustrie mit Kohle und Stahl, die früher sehr bedeutsam war, spielt heute keine große Rolle mehr.

Leben und Kultur

Der HDI lag 2016 in Luxemburg bei 0,897. „Carré de porc fumé“ gilt kulinarisch als Nationalgericht,  das ist Schweinefleisch mit dicken Bohnen oder Sauerkraut. Luxemburg gewann fünfmal den Eurovision Song Contest, u.a. 1972 mit Vicky Leandros mit Après toi.

Steuerparadies ohne Ende?

8.2.2021 Unter dem Schlagwort “OpenLux” hat ein Verband von Rechercheuren, u.a. die Süddeutsche Zeitung herausgefunden, dass Luxemburg nach wie vor ein Steuerparadies für viele europäische Firmen und Anleger ist. Die  veröffentlichten Daten offenbaren, „wie Firmen über unternehmensinterne Kredite ihre Gewinne erst nach Luxemburg und dann weiter in andere Steueroasen verschieben. Auch zwielichtige Investoren verwalten ihre Gelder unbehelligt über Luxembourg. EU-Länder wie Deutschland werden so um Steuereinnahmen gebracht“( so eine Nachricht von Sven Giegold, wirtschafts- und finanzpolitischer Sprecher  der Grünen im EU-Parlament).