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Blick von La Valetta auf die drei Städte, AFR66, CCO

Malta besteht aus drei Inseln im Mittelmeer, die -eng beieinander-  zwischen Sizilien und Nordafrika liegen. Die kleineren Inseln sind Comina und Gozo. Die Hauptinsel ist Malta mit der hoch über dem Meer liegenden Hauptstadt La Valetta. Der Meeresspiegel des Mittelmeeres war ganz früher niedriger. Damals gab es offenbar sogar eine Landverbindung nach Sizilien. Denn die Spuren von Zwergelefanten auf beiden Inseln sind identisch.

2019 hatte Malta 515.000 Einwohner, das sind 1371 auf dem Quadratkilometer. Malta ist damit das kleinste und das am dichtesten besiedelte Land der EU.

Malta trat 2004 der EU bei zusammen mit Zypern und acht osteuropäischen Staaten. Das war die größte Erweiterung der EU auf einen Schlag am 1. Mai. Und schon vier Jahre später trat Malta 2008 auch der Eurozone bei.

1. Geschichte

Aus der Jungsteinzeit datiert das Hypogäum, eine unterirdische Tempelanlage mit Grabkammern, die ca. 4000 Jahre vor Christi Geburt auf Malta, sowie auf Gozo angelegt und über Jahrhunderte erweitert wurden. Zwei Etagen lagen damals unterirdisch, eine ebenerdig. Die beeindruckenden Anlagen gehören zum Weltkulturerbe.

Ab 800 vor Christi ist die Phönizische Herrschaft nachweisbar. Das waren Händler, die auf der Südseite rund ums Mittelmeer etabliert waren und ihren Hauptsitz etwa in dem heutigen Libanon hatten.

Ab 217 vor Christus befand sich Malta unter römischer Herrschaft.  Es gibt noch Reste eines imposanten Viadukts als Wasserleitung. Die Inseln leiden unter Trinkwasserknappheit. 395 nach Christus beginnt sich die oströmisch-byzantinische Macht, die zur Christianisierung beiträgt, auf Malta zu etablieren.

Weitere Eroberer

870 kommen Araber aus Nordafrika. Das führt zur Islamisierung. Nach einer Volkszählung aus dieser Zeit lebten 6.339 christliche und 14.972 muslimische Familien auf Malta. Nach 1091 „übernahmen“ die Normannen, die „Skandinavier des Mittelalters“ die Herrschaft. 1240 wurden die Muslime von Malta vom Staufer König Friedrich II. entweder vertrieben oder sie traten zum Christentum über. In der Folgezeit war Malta Teil der Stauferherrschaft über Sizilien.

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Bild des Hafens, Hajotthu, CC BY-SA 3.0

1530 gehörten die Inseln mit Aragonien und Kastilien, nachdem auch dort die Muslime von Katholiken vertrieben worden waren, zur Habsburger Herrschaft über Spanien.  Kaiser Karl V. war es, der Malta  dem Johanniterorden zum Lehen übergab. Der „Orden des heiligen Johannis zu Jerusalem, zu Rhodos und Malta“, wurde später Malteserorden genannt. {Die Malteser sind noch heute unter diesem Namen bei uns bekannt und tätig.} Die Befestigungen der Häfen wurden verstärkt – insbesondere gegen weiter zu erwartende osmanische Angriffe.

Der großen Belagerung stand gehalten

1565/66 kam es dann auch zur „Großen Belagerung„. Der osmanische Sultan Süleyman trieb seine Expansionspläne sogar bis vor die Tore Wiens.  Doch die nach dem Großmeister Jean Parisot la Valetta benannte Festungsstadt hielt stand. Von den 40 000 Soldaten auf osmanischer Seite wurden 24 000 getötet und 10 000 verwundet. Auf maltesischer Seite starben von 17 350 Mann rund 10 000 Verteidiger und 1 300 wurden verwundet. Ernie Bradford schrieb das Buch „The Great Siege, Malta 1565“. Die deutsche Ausgabe trägt interessanter Weise den Titel : „Der Schild Europas, der Kampf der Malteserritter gegen die Türken 1565″.

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Grand Harbor Valetta 1801, unknown, scan by Sir Gawain, Public Domain

Britische Kronkolonie

1798 kämpften französische Revolutionstruppen unter Napoleon gegen die Ritter des Ordens. Nach Napoleons Niederlagen wurde Malta dann 1814 britische Kronkolonie. (Der Begriff unterstreicht die engere Bindung an das Mutterland – im Gegensatz z.B. zur Handelskolonie).

Im 2. Weltkrieg war Malta – als „unversenkbarer Flugzeugträger“ – eine wichtige britische Basis zur Bekämpfung des Nachschubs deutscher Truppen in Nordafrika.

 Malta erlangte nach 150 Jahren,  am 21. September 1964 die Unabhängigkeit – 40 Jahre bevor es dann Mitglied der EU wurde.

2. Grunddaten

Der Tourismus trägt inzwischen 40%  zum BIP Maltas bei. Das macht die Wirtschaft -wie jetzt in der Corona Pandemie- allerdings anfällig für Krisen. Die Wirtschaftsstruktur ist ansonsten von Landwirtschaft und Fischerei geprägt. Malta kann aber nur 20% des Nahrungsmittelbedarfs aus eigener Produktion decken wohl auch, weil das Klima heiß und trocken ist.

Größter Arbeitgeber Maltas sind die „Malta Drydocks“, das ist immerhin die zweitgrößte Werft Europas (nach einer Werft in Frankreich).

Der Sektor der Finanzdienstleistungen trägt mit 11% zum BIP bei. Mit niedrigen Steuersätzen sollen europäische Unternehmen angelockt werden.                Immerhin 55 deutsche Unternehmen produzieren in Malta für den Export, darunter Playmobil.

Soziale Situation

Die Arbeitslosenquote lag 2018 bei  bei niedrigen3,9%,  die der Jugendarbeitslosigkeit allerdings bei 10%. Die Staatsverschuldung wurde 2015 mit 60% ausgewiesen.

2018 betrug das BIP Maltas pro Kopf Kaufkraft bereinigt hohe 45.165,- US Dollar. Das ist mehr als der EU Durchschnitt. Dies sind aber nur die offiziellen Zahlen.  Einnahmen aus einer blühenden Schattenwirtschaft, die als recht groß eingeschätzt wird, sind hierbei nicht berücksichtigt.

Der HDI lag 2017 bei 0,878. Offenbar fühlen sich die Malteser in ihrem Land mit all seinen Fehlentwicklungen wohl.

93% der Bevölkerung sind katholisch. Der Katholizismus ist laut der maltesischen Verfassung Staatsreligion.

Korruption

2017 wurde die investigative Journalistin Daphne Caruna Galicia durch eine Bombe unter ihrem Auto ermordet. Sie war dabei, die Korruption bis in höchste Regierungskreise aufzudecken. Und sie fand heraus, dass sowohl ein enger Mitarbeiter des Ministerpräsidenten, wie auch ein Minister Unternehmen in Panama hatten und von dort Geldüberweisungen erhielten. Ministerpräsident Joseph Muscat – als mutmaßlicher Mitwisser – musste, wenn auch spät, schließlich doch zurücktreten. Seine Partei allerdings regiert weiter. Die Strafverfahren gegen die Hintermänner sind noch nicht abgeschlossen, nur einer von vermutlich drei der Ausführenden erhielt bisher eine Strafe von 15 Jahren – im Febr. 2021. Zwei Jahre nach dem Mord wurde der Unternehmer Yorgen Fenech, Millionär, als mutmaßlicher Auftraggeber festgesetzt und angeklagt. Er versucht, den Mord als im Sinne von J. Muscat darzustellen. Es geht auch um Korruption im Zusammenhang mit dem Bau eines Gaskraftwerkes. Die EU verlangt von Malta die Aufklärung des Mordes an Frau Galicia.

Weitere erhebliche Mängel

Laut dem Demokratie Index gilt Malta als unvollständige Demokratie. Das 2020 von der EU veröffentliche Justizbarometer weist aus, dass im Jahre 2018 auf Malta Gerichtsverfahren zu Geldwäsche-Vorwürfen ganze 2 300 Tage dauern. Das sind 6,3 Jahre!

Die EU  fordert Angaben zur Bekämpfung der Korruption, der Geldwäsche sowie speziell auch der Vergabe von EU-Pässen an Ausländer aus nicht EU-Staaten. Diese „Golden Visa Praxis“ wird nun endlich spruchreif.  Ausländer erhalten danach  EU-Pässe gegen die Zusage hoher Investitionen in Maltas Wirtschaft sowie besonders  in Immobilien. Sie müssen nicht mal einen Wohnsitz in Malta haben. Mit den Pässen können sie sich frei in der gesamten EU bewegen! (Laut FAZ vom 23.9.2020 „kostet“ ein Pass in Malta ca. 1,15 Mill. €) Nach Angaben von Transparency International hat Malta zwischen 2014 und 2017 offenbar 2027 solcher Pässe illegal ausgestellt, darunter viele für vermögende russische Geschäftsleute.

Durchsetzung des EU-Rechts lässt zu wünschen übrig

Der Rechtsstaatsbericht 2020 der EU sagt zu Malta: „Die beiden wichtigsten im Parlament politischen vertretenen Parteien besitzen, kontrollieren oder leiten faktisch mehrere maltesische Medienunternehmen und Rundfunkanstalten.“ Daraus folgt, dass die politische Unabhängigkeit der Medien hochgradig gefährdet ist.

Der EUGH hat am 21. Juni 2018 in Anwendung der EU-Vogelschutzrichtlinie den traditionellen Fang von Finken in Malta für illegal erklärt. 4000 Fänger, die mit Netzen oder Fangkäfigen arbeiten, verkaufen die Vögel EU-weit. Es ist Aufgabe der Regierung in Malta, dieses Verbot durchzusetzen. 2020 wird gemeldet, dass der Vogelfang auf Malta so verbreitet sei wie nie zuvor! Offenbar haben wir besonders in Malta ein großes Problem der Durchsetzung von EU Recht!

Ergänzung vom 25.6.2021: Peinlich für die EU! Malta auf der „Grauen Liste“

Die Plenarsitzung der Financial Action Task Force (FATF)  hat Malta auf die weltweit geführte sog. Graue Liste gesetzt – wegen erhöhter und anhaltender Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Die FATF ist eine Organisation, die von mehr als 200 Mitgliedsländern und Gerichtsbarkeiten getragen wird und die darüber entscheidet. Von den 22 Ländern auf dieser Grauen Liste ist Malta das einzige Land der EU. Obwohl die EU-Kommission um diese Mängel weiß, hat sie bisher nichts Konkretes gegen die Missstände unternommen. Bedauerlicherweise werden weitere 17 Staaten der EU von der FATF als „mäßig oder wenig effektiv bei der Geldwäsche-Bekämpfung“ eingestuft. (Sven Giegold, finanzpolitischer Sprecher der Grünen im EU-Parlament)

Ergänzung vom 29.7.2021: Abschlussbericht zum Mord an D. C. Galicia

Eine unabhängige maltesische Untersuchungskommission durch einen amtierenden und zwei pensionierte Richter hat in ihrem Abschlussbericht der maltesischen Regierung eine Mitschuld am Mord an der Journalistin gegeben. Sie urteilt, die Regierung habe es bewusst versäumt, sie zu  schützen. Der Mord stehe in direktem Zusammenhang mit deren Recherchen. Die Spitze des Staates habe eine „Kultur der Straflosigkeit“ geschaffen. Diese griff „auf andere Behörden und die Polizei über“ und führte „zu einem Zusammenbruch der Rechtsstaatlichkeit„. (Zeit online)