Finnland reicht zusammen mit Schweden in den hohen Norden Europas bis an den Polarkreis bzw. mit Lappland sogar darüber hinaus. Im Osten grenzt Finnland mit über 1300 Kilometern an Russland! Ganz im Norden grenzt es sowohl an Schweden wie auch Norwegen. Ansonsten hat es Zugang zum Finnischen Meerbusen als Teil der Ostsee. Finnlands Fläche beträgt 338.145 Quadratkilometer (etwas weniger als Deutschland), wobei es rund 55 000 Seen gibt. Mit 16 Einwohnern pro Quadratkilometer gehört Finnland zu den am dünsten besiedelten Ländern der EU. 2019 betrug die Bevölkerungszahl 5,518 Millionen. Amtssprachen sind Finnisch und Schwedisch. Die Hauptstadt ist Helsinki. Finnland ist seit 1995 EU Mitglied und seit 1999, also von Anfang an Mitglied der Eurozone. Wegen historischer Probleme mit Russland hat es bisher nicht gewagt, der NATO beizutreten.

062.jpg1. Geschichte

In den frühen nachchristlichen Jahrhunderten wanderten finnische Stämme aus dem Baltikum oder noch weiter aus dem Osten in das Gebiet des heutigen Finnland ein. Mitte des 12. Jahrhunderts begann die Christianisierung durch Missionare aus dem Bereich des heutigen Schwedens, das dann auch seine Herrschaft auf dieses Gebiet ausdehnte. Unter dem schwedischen König Gustav I. Wasa wurde das lutherische Christentum verbreitet und die finnische Schriftsprache ausgearbeitet. In Helsinki steht der dort sog. Dom. 1581 wurde Finnland zum Großfürstentum erhoben, blieb aber schwedische Provinz.

Im 2. Nordischen Krieg von 1713-1721 wurde Finnland vom zaristischen Russland besetzt, das sich im folgenden Frieden Teile von Finnland einverleibte. Es folgte ein russisch-schwedischer Krieg mit dem Ergebnis, dass weitere Teile Finnlands unter russische Herrschaft gerieten.

1807 schlossen Zar Alexander I. und Napoleon den Frieden von Tilsit: Danach fiel Finnland an Russland und russische Truppen besetzten  das Land. Finnland wurde  zum „autonomen“ russischen Großfürstentum. Nach national-finnischen Bewegungen im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts begann unter Zar Alexander III. eine Russifizierungs – Politik, die die relative finnische Autonomie beseitigte. Nach der russischen Revolution von 1905 wurde die Autonomie wieder hergestellt, was eine gewisse Selbstverwaltung ermöglichte. 1906 führte Finnland als erstes Land in Europa das Frauenwahlrecht ein. Stärkste Partei für die Wahl zum Landtag wurde die nach deutschem Vorbild gegründete Sozialdemokratische Partei.

Endlich souverän

Nach der Oktober-Revolution in Russland im Jahre 1917 erklärte sich Finnland am 6.12.1917 zum souveränen Staat und schloss am 7.3.1918 einen Sonderfrieden mit dem Deutschen Reich. Danach kam es zu einem Bürgerkrieg zwischen „Weißen“, also bürgerlichen Gruppen Finnlands, die von deutschen Truppen unterstützt wurden und den Bolschewisten, den „Roten“. Nach dem Sieg der „Weißen“ nahmen die Finnen 1919 eine republikanische Verfassung an. 1921 trat Finnland dem Völkerbund bei.

Kurz nach Beginn des 2. Weltkrieges wurde Finnland 1939 von der UDSSR angegriffen und musste im Frieden von Moskau am 12.3.1940 erneut finnische Gebiete abtreten. 1941 nahm Finnland an der Seite Hitler-Deutschlands an dem Krieg gegen die Sowjetunion teil und verlor dabei die schon vorher abgetreten Gebiete. Finnland wurden erhebliche Reparationszahlungen an die Sowjetunion auferlegt. Trotz dieser Niederlage konnte Finnland seine Unabhängigkeit gegenüber der Sowjetunion bewahren, indem es einerseits gutnachbarschaftliche Beziehungen zur Sowjetunion unterhielt mit dem Versprechen, sich neutral zu verhalten und keinem westlichen Bündnis beizutreten und andererseits seine Verbindungen insbesondere zu den anderen skandinavischen Ländern ausbaute (Brockhaus Enzyklopädie 19. Auflage, 1988). Finnland ist bis heute nicht der Nato beigetreten – so weit ist das Gefühl verbreitet, dem mächtigen Nachbarn im Osten, von dem man in einer 1340 Kilometer langen Grenze getrennt ist, bloß keinen Vorwand zu liefern, wieder aggressiv aufzutreten. (vgl. dazu unten die Ergänzung)

Finnlands Geschichte ist also die eines dauernden Kampfes gegen schwedische Vorherrschaft einerseits und andauerndem russischem bzw. sowjetischem Imperialismus andererseits.

2. Grunddaten

Die Holz- und Papierindustrie dominierte zunächst die finnische Industrie, denn die riesigen Wälder liefern den wichtigsten Rohstoff. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 kam es in Finnland, das bis dahin viel Handel mit Russland betrieb, zu einer Wirtschaftskrise.  Das BIP sank um 13% und die Arbeitslosigkeit, die 1990 bei 3,4% lag, stieg 1994 auf 18,4%. Nicht zuletzt, um die Reparationszahlungen zu erwirtschaften, setzte Finnland nach dieser Krise auf staatlich geförderte Industrialisierung. So setzte man nun in Hochschulbildung im Hochtechnologiebereich. Die Branche der Mikroelektronik mit Nokia wurde das neue Zugpferd. Man privatisierte staatliche Unternehmen. Die Petro Industrie, der Schiffsbau und der Maschinen- und Fahrzeugbau kamen hinzu. Der EU Beitritt 1995 erleichterte diese Neuausrichtung der Wirtschaftsstruktur,  weil jetzt die gemeinsame Landwirtschafts- und die Regionalpolitik der EU halfen. Bis 2001 konnte die Arbeitslosenquote praktisch halbiert  werden auf 9,2%. 2018 betrug sie 7,6%. Wichtige Handelspartner Finnlands sind in der EU Deutschland und Schweden, außerhalb der Gemeinschaft das autokratisch geführte Russland.

Der Erfolg der finnischen Wirtschaftspolitik ist auch daran abzulesen, dass die Staatsverschuldung 2019 bei 59% lag, d. h. unterhalb der Grenze des Maastricht Vertrages von 60%. Die Wirtschaft ist so robust, dass sie keine weitere staatliche Unterstützung benötigt.

Im Energiebereich erfolgte 2016 die Stromerzeugung zu 26,2% aus Kernenergie, zu 22,3% aus Importen, zu 13,4% aus Wasserkraft, zu 12% aus Holzverbrennung und zu 7,7% aus Kohle. Trotz der Katastrophe von Fukushima hält Finnland an der Kernkraft fest und hat auch weitere Kernkraftwerke geplant. 47,1% des Stromverbrauchs geht in die Industrie und die Bauwirtschaft, 28,3% in Landwirtschaft und private Haushalte (Wikipedia).

Soziale Situation

Finnland weist in den Pisa-Studien zur Messung der schulischen Leistungen immer Spitzenwerte aus.

Das BIP pro Einwohner beträgt in Finnland 43.570,- Euro pro Jahr und liegt damit heute weit über dem EU Durchschnitt von 31.110,- Euro. Oder anders ausgedrückt: 2018 liegt das BIP pro Kopf in Finnland bei 111, zum Vergleich in Dänemark bei 129 und in Bulgarien bei 51. Der Global Competitiveness Index sieht Finnland 2017/18 auf Platz 10 von 137 Ländern. Finnland ist also ein hervorragendes Beispiel für eine staatlich geförderte Umstrukturierung der Wirtschaft, die dann aber der internationalen Konkurrenz überlassen wurde, in der sie sich erfolgreich behauptet.

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Die stattliche finnische Eisbrecherflotte hinter dem Zweimaster

 

Der HDI liegt für Finnland bei 0,925. Damit liegt Finnland auf dem 12. Platz der „glücklichsten“ Länder.

Leben und Kultur

Paavo Nurmi ist mit 9 Gold Medaillen bei olympischen Spielen einer der erfolgreichsten Athleten der Welt. Ansonsten sind die Finnen für Eishockey berühmt und für die Sauna. Der Komponist Jean Sibelius ist weit über die finnischen Grenzen hinaus bekannt.

Karelische Piroggen sind eine finnische Spezialität. In den langen düsteren und kalten Winternächten spielt Wodka eine Rolle…

 

Ergänzung vom 3.4.2023

Am 24. Februar 2022 hat Russland einen großflächigen Angriffskrieg gegen die gesamte Ukraine begonnen, genannt eine Spezialoperation zur Ausschaltung nationalsozialistischer Elemente. Sowohl Schweden wie auch Finnland waren seitdem extrem beunruhigt. Die finnische Regierungschefin Sanna Marin und die damalige schwedische Premierministerin Magdalena Andersson betonten am 2. Mai 2022 als Gäste bei einer deutschen Kabinettsklausur in Meseberg, „dass die russische Invasion ihre Länder dazu zwinge, die Frage der NATO-Mitgliedschaft neu zu bewerten. Der Angriff habe das `Sicherheitsumfeld stark verändert´, sagte Marin„. Aufgrund türkischer Einsprüche dauerte der Beitrittsprozess länger als erwartet. Aber elf Monate später konnte das militärisch überaus gut gerüstete Finnland in die NATO aufgenommen werden.

Russland, dessen Ziel in den letzten Jahren ein Zurückdrängen der NATO war, hat nun zusätzlich zu kleinen Grenzabschnitten rund um Kaliningrad sowie bei Estland und Litauen eine 1340 km lange Grenze mit der NATO.