Dr. Katharina Reuter macht als Geschäftsführerin des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft (BNW) die politische Stimme der zukunftsorientierten Wirtschaft laut. Die promovierte Agrarökonomin und Zukunftslobbyistin war zuvor als Geschäftsführerin der Klima-Allianz Deutschland tätig. Sie ist Co-Gründerin der Entrepreneurs For Future und der European Sustainable Business Federation (Ecopreneur.eu). Ihre Expertise ist u.a. in der Jury des Deutschen Umweltpreises und in verschiedenen Beiräten gefragt. Ehrenamtlich engagiert sich Reuter im Aufsichtsrat der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg.
Der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW e.V.) ist seit 1992 die politische Stimme für eine nachhaltige Wirtschaft. Der unabhängige Unternehmensverband setzt sich für Umwelt- und Klimaschutz ein, ist als gemeinnützig anerkannt und führt eine Reihe von Bildungsprojekten durch. Der Verband und seine 500 Mitgliedsunternehmen zeigen: Wirtschaft, Soziales und Ökologie gehören zusammen. Immer wieder initiiert und koordiniert der BNW Bewegungen wie die Wirtschaftsinitiative Entrepreneur For Future. Über seinen europäischen Dachverband Ecopreneur.eu bezieht der Verein www.bnw-bundesverband.de auch in Brüssel Stellung.
Eine nachhaltige Wirtschaft braucht wahre Preise
Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind heute aus der Mitte der Wirtschaft nicht mehr wegzudenken. Das ewige Bild, das die klassischen Industrieverbände malen, Klimaschutz sei eine Last, kann endlich abgelöst werden. Denn auch der Wirtschaftsstandort Deutschland braucht den Klimaschutz – und immer mehr Unternehmen fordern daher eine vorausschauende Standortpolitik.
Bisher und auch weiterhin noch wird klimaschädliches Verhalten noch subventioniert
Unsere Wirtschaft ist abhängig von natürlichen Ressourcen wie unseren Böden, Wäldern und Gewässern. Und große Volkswirtschaften wie China oder die USA haben den Ausbau von Klimaschutztechnologien längst als wirtschaftliche Chance begriffen.
Das Problem ist, dass der Markt sich nicht selbst regulieren kann, weil eine falsche Preispolitik herrscht. Klimaschädliches Verhalten wird subventioniert. So gibt es zum Beispiel eine Mineralölsteuer, aber Kerosin oder Plastik aus Erdöl werden gar nicht besteuert. Zudem zahlen wir als Konsumentinnen und Konsumenten bei konventionellen Produkten nicht den wahren Preis, der alle sozialen und ökologischen Kosten beinhaltet. Das muss sich ändern! Eine nachhaltige Wirtschaft braucht wahre Preise.
Blick auf Lieferketten
Ein konkretes Beispiel ist die Produktion eines Fast-Fashion-Shirts, welches zu sehr günstigen Preisen angeboten wird. Hier sind die Kosten für die Menschenrechte und Nachhaltigkeit nicht eingerechnet. Unternehmen, die darauf in der Lieferkette achten, müssen ihre Produkte teurer anbieten und haben dadurch einen Nachteil am Markt. Das ist unfair und falsch.
Klimafreundliche Produkte preiswerter machen
Damit zukünftig alles, was gut fürs Klima ist, auch preiswerter für die Konsument:innen ist, müssen wir das bestehende System komplett umdrehen. Dies gelingt, indem es höhere Abgaben für alles gibt, was dem Klima schadet. Im Gegenzug können dann klimafreundlich produzierte Produkte beispielsweise mit einer reduzierten Mehrwertsteuer unterstützt werden.
Die Politik muss den Rahmen setzen
Da die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen für alle gesellschaftlichen Akteure schafft, ist sie auch hier gefragt. Ein wichtiger Hebel ist beispielsweise die Abschaffung klimaschädlicher Subventionen Die Wirtschaft ist an vielen Stellen schon weiter als die Politik – daher hat auch die alte Ausrede ausgedient, die Wirtschaft sei vom Klimaschutz überfordert. Und immer mehr juristische Entscheidungen, wie zum Beispiel der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz, zwingen die Politik dazu, drastischere Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen.
Gemeinsam kann die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft gelingen – aber nur, wenn die Politik dafür sorgt, dass es auch einen fairen Markt für ökologische und soziale Nachhaltigkeit und für Klimaschutz gibt.