Yad Vashem – die Gedenkstätte von Israel für Märtyrer und Helden im Holocaust
Yad Vashem das heißt: ein Denkmal und ein Name. Die israelische Gedenkstätte sammelt alle Namen und Daten der Ermordeten sowie die aller Helfer. Sie alle sollen nicht namenlos ausgelöscht werden. So bemüht sich die Gedenkstätte, die Erinnerung an sie alle wach zu halten.
Wer trägt nun den Titel „Gerechte unter den Völkern“? Den Titel verleiht Yad Vashem nach gründlichster Überprüfung aller zusammen getragenen Nachrichten. Die Israelis zeichnen damit Menschen aus, die in der ganzen Welt in der Zeit des NS-Regimes zur Rettung von jüdischem Menschenleben beigetragen haben oder die zumindest selbst versucht haben, jüdische Menschen dem Schicksal der Vernichtung zu entziehen. Dabei werden gerade auch kritische Beiträge über solche Rettungsaktionen ausgewertet und in die Beurteilung einbezogen.
In ganz Europa bzw. in der Welt hat Yad Vashem inzwischen ca. 29. 000 Menschen geehrt und das in mehr als 50 Nationen (Stand 2022). Das geschieht sehr oft posthum. Das heißt, die Geehrten erleben die Ehrung in dem Fall nicht mehr persönlich, aber meist gibt es noch Nachkommen.
Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Warum erscheinen diese akt. Nachrichten zum 27. Januar? Dies ist der Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die russische Armee. Bundespräsident Herzog hat diesen Tag 1996 zum Gedenktag für Deutschland erklärt.(mehr zu den Verbrechen vgl.hier) Die Trauerbeflaggung und die Gedenkfeiern beziehen a l l e von Nazi-Deutschland Geknechteten und Ermordeten ein, an erster Stelle die von dem NS-Regime als Juden definierten Menschen. Zum Gedenken gehören auch damals sog. Zigeuner, darüber hinaus politische Widersacher sowie Zeugen Jehovas. Auch Behinderte sind Menschen, die in Deutschland schon besonders früh der Mordmaschinerie ausgesetzt waren. Homosexuelle kamen in KZs so wie sog. Asoziale. Deportierte und Kriegsgefangene, besonders slawische wurden oft nicht nur entrechtet, sondern bis zum Tod gequält. Zivilisten ermordeten die deutschen Besatzer im Osten zu Zehntausenden oder schickten sie als Zwangsarbeiter*innen nach Deutschland. Zu verschärfter Bestrafung – wenn sie nicht alle Pein geduldig ertrugen – steckten ihre deutschen Bewacher junge Zwangsarbeiter*innen in sog. Arbeitserziehungslager.
Besonders der Millionen jüdischer Menschen aus ganz Europa wird inzwischen weltweit gedacht. 2005 wurde der 27. Januar auch von den Vereinten Nationen zu einem Internationalen Gedenktag erklärt.
Lebensretter innerhalb des deutschen Staatsgebiets
In Deutschland sind es nur einige Hundert, die Yad Vashem ehren konnte. Wenn ein/e Deutsche/r mehr als einen Menschen oder ein Paar retten konnte, so gelang das im Inland aufgrund der totalen Überwachung nur äußerst selten. Deshalb ist besonders z.B. Elisabeth Landmann zu nennen. Sie war eine Sozialarbeiterin, die für gut fünfzig Kinder englische Familien gefunden hat. So konnte sie diese mit Kindertransporten nach England retten. (In Wallenhorst bei Osnabrück konnten wir eine Straße nach ihr benennen.) Gertrud Luckner und Heinrich Grüber konnten mit Hilfe christlicher Organisationen vielen jüdischen Menschen zur Flucht verhelfen. Otto Weidt half jüdischen Menschen mit seiner Blindenwerkstatt in Berlin. Im Magazin von „Die Zeit“ vom 21.1.2021 sind auf S. 12 Viele Lebensretter aufgeführt. Von denen steht dort: „kaum jemand…hat es ins kollektive Gedächtnis der Deutschen geschafft, es ist weitgehend eine Liste Unbekannter.“
Aber es gibt inzwischen die Gedenkstätte „Stille Helden“ im Bendlerblock in Berlin. Dort sind Informationen zu Rettern in vielen Ländern zu finden.
Deutsche Lebensretter im von Deutschen besetztem Osteuropa
Im Osten, in den besetzten Gebieten konnten einige wenige Deutsche eine nennenswerte Anzahl von jüdischen Menschen retten. In der Regel hatten sie besondere berufliche Positionen. Aber erforderlich war ein besonderer Charakter. Sie benötigten viel Mut, eine starke Persönlichkeit und ein bestimmtes Auftreten. Sie brauchten den unbedingten Willen, die Vernichtung verhindern zu wollen.
Wie „Die Zeit“ schreibt, gab es auch einen Retter in Rumänien. Hier war es der deutsche Diplomat Fritz Schellhorn. Er handelte auf drängende Bitten des Bürgermeisters, T. Popovici von Czernowitz, der Hauptstadt der damaligen Bukowina. Schellhorn setzte sich erfolgreich für die Rettung von 20.000 der 50.000 jüdischen Bewohner ein. Eigenmächtig ließ er erklären, diese alle auf Listen Aufgeführten seien für die Aufrechterhaltung der deutschen Kriegswirtschaft unerlässlich. (Mariana Hausleitner, Hilfe für verfolgte Juden ).
In Polen
Im Südosten Polens, in Galizien, (heute Ukraine) war es der noch junge Berthold Beitz, der spätere Chef von Krupp. Er hat vielen Hundert, wenn nicht sogar 1500 jüdischen Menschen das Leben (Hamburger Abendblatt, 4.8.2010) gerettet. Er erklärte die Menschen als unersetzlich für die Erdölindustrie. Zusammen mit seiner Frau Else versteckte er auch immer wieder Gefährdete – sogar in seinem Haus. Sie besorgten Lebensmittel und z.T. Arznei usw. Er holte Einige eigenhändig aus Transporten zurück.
Besonders bekannt durch den Film von Steven Spielberg wurde Oskar Schindler. Er rettete mit ähnlicher Begründung wie B. Beitz in der Nähe von Krakau in Polen 1200 jüdischen Arbeitskräften in seiner Metallfabrik das Leben. Auch seine Frau Emilie wurde später von Yad Vashem geehrt.
In Wolhynien, nördlich von Lemberg, half Hermann Friedrich Gräbe vielen Verfolgten beim Bau von Schienen u.a. kriegswichtigen Gütern zu überleben.
Ihm gelang es außerdem, detaillierte Aufzeichnungen über die Verbrechen nach Westen zu retten. Sie dienten den Amerikanern beim Nürnberger Prozess. Nachdem er in Deutschland – also nach dem Krieg – Morddrohungen erhielt, wanderte er in die USA aus. Er blieb „in Deutschland unerwünscht“, so ein Film aus dem Jahr 2000 über ihn. (Wolfram Wette, Der verfemte Menschenfreund)
[Auf den jungen Schweden Raoul Wallenberg (Diplomat) wollen wir hier zumindest hinweisen. In Ungarn rettete er zusammen mit Anderen viele tausende Juden durch sein forsches und mutiges Auftreten. In unseren Blogs über Schweden und Ungarn beschreiben wir seine Taten. Hier geht es um deutsche Lebensretter .]
Deutsche Lebensretter in Westeuropa
Ein weiterer Diplomat, Georg Ferdinand Duckwitz, war daran beteiligt, die 7900 dänischen Juden zu retten. Er verhandelte a) mit dänischen Reedern, damit sie die Menschen übersetzten. b) verhandelte er mit der schwedischen Regierung, damit diese die Menschen aufnahm. (da einige Wissenschaftler D´s Rolle bezweifeln, sollten sie das sehr detaillierte Buch von U. Herbert, „Best“, heranziehen)
In den Niederlanden war der Jurist Hans Georg Calmeyer in der deutschen Besatzungsbehörde dafür zuständig, in „Zweifelsfällen“ zu entscheiden, ob jemand nach deutschen Gesetzen „Jude“ blieb oder nicht. Wie bei allen Helfern ist schwer zu ermitteln, wie viele Menschen durch die von Calmeyer ausgestellten Papiere gerettet worden sind. Gesichert sind ca. 2500. Auch hier gab es Kritiker, die Calmeyers Taten und seine Motive bezweifeln. (Peter Niebaum, der sich auf ausführliche Recherchen stützt und mehr als 1000 Seien dazu veröffentlicht hat, geht von sehr viel mehr Geretteten aus.)
Die absolute Ausnahme
Abschließend erwähnen wir hier einen „kleinen“ Mann, den einfachen Feldwebel Anton Schmid. Nur gut 6 Monate hatte er Zeit. Im litauischen Wilna hat er mit Hilfe einer Versprengten-Sammelstelle für Wehrmachtssoldaten über 150 jüdische Menschen angestellt. Mehreren konnte er damit das Leben retten. Er selbst wurde wegen seiner Rettungstaten hingerichtet. (W. Wette, Feldwebel Anton Schmid, Ein Held der Humanität)
Die anderen Retter, von denen hier die Rede ist, haben überlebt.
Yad Vashem ehrt alle hier Genannten. Für jeden Geehrten pflanzt Yad Vashem in der Allee der Gerechten einen Schatten spendenden Baum und veranstaltet eine Zeremonie. Die Angehörigen der Lebensretter nehmen an der Zeremonie teil.